- Zwischen den Nato-geführten Friedenstruppen KFOR und ethnischen Serben ist es im Norden Kosovos zu Zusammenstössen gekommen.
- Dabei sind nach Angaben der Nato 31 Soldaten verletzt worden. Schweizer Armeeangehörige sind keine darunter.
- Die KFOR hatte zuvor ihre Präsenz im serbisch bevölkerten Norden des Landes wegen anhaltender Spannungen verstärkt.
«Mehrere Soldaten des italienischen und des ungarischen KFOR-Kontingents waren unprovozierten Attacken ausgesetzt», schrieb die Nato in einer Stellungnahme auf Twitter. Sie hätten etwa Knochenbrüche oder Brandwunden durch die Detonation von Brandsätzen erlitten.
Das italienische Verteidigungsministerium sprach von elf verletzten Italienern des KFOR-Kontingents. Auch 20 ungarische KFOR-Soldaten seien unter den Verletzten, schrieb das Budapester Nachrichtenportal «hvg.hu» unter Berufung auf diplomatische Kreise.
«Unter den verletzten Soldaten sind keine Schweizer Armeeangehörigen», sagte ein Armeesprecher gegenüber SRF News. Das Schweizer Kontingent Swisscoy sei in diesem Teil Kosovos nicht tätig.
Die Nato verurteilte die Angriffe auf die KFOR-Truppen: «Solche Angriffe sind völlig inakzeptabel. Wir rufen alle Seiten auf, von Handlungen Abstand zu nehmen, die die Spannungen weiter anheizen, und in einen Dialog einzutreten», hiess es von einer Sprecherin der Militärallianz. KFOR werde alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um ein sicheres Umfeld aufrechtzuerhalten.
Protest gegen neue Bürgermeister
Die Zusammenstösse ereigneten sich am Montagnachmittag, als militante Serben gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister in Zvecan und weiteren Gemeinden protestierten. KFOR-Soldaten, die das Gemeindeamt in Zvecan sicherten, lösten den gewalttätig gewordenen Protest auf, wie örtliche Medien berichteten. Dabei setzten sie Blendgranaten und Tränengas ein.
Die Menge bewarf sie wiederum mit Steinen, Brandsätzen, Flaschen und anderen Gegenständen. Ein Serbe wurde durch Schüsse verletzt, teilte das Krankenhaus in der nahen Stadt Mitrovica mit. Weitere 52 Serben seien dort mit Verletzungen eingeliefert worden, so das Krankenhaus.
Die etwa 300 KFOR-Soldaten hatten zuvor am Montagmorgen in Kampfmontur vor dem Gemeindeamt in Zvecan Stellung bezogen. Zugleich hatte sich auch eine grössere Menge serbischer Demonstranten versammelt. Zur Eskalation kam es, als sich die serbische Menge weigerte, die dort noch stehenden Fahrzeuge der kosovarischen Polizei wegfahren zu lassen.
Die KFOR-Truppe sollte anstelle der kosovarischen Sonderpolizei das Amtsgebäude sichern. Diese hatte sich am vergangenen Freitag Zugang zum Gemeindeamt verschafft, was schon damals gewalttätige Proteste militanter Serben ausgelöst hatte.
Ausschreitungen bei Amtseinsetzung
Die Polizei hatte den neuen Bürgermeister, einen Albaner, der sein Amt antreten wollte, eskortiert. Serben protestieren auch in zwei anderen Orten des Nord-Kosovos, wo ebenfalls albanische Bürgermeister die Amtsgeschäfte übernahmen.
Die Drei waren im April gewählt worden, wobei fast alle Serben die Wahl boykottiert hatten. Deshalb kommen die Wahlsieger aus albanischen Parteien. Die bisherigen serbischen Bürgermeister hatten ihre Funktionen im November 2022 aus Protest gegen die Politik der kosovarischen Regierung niedergelegt.
Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo erklärte sich 2008 für unabhängig. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt die Rückgabe.