Joey Siu hat weder Zeit zum Schlafen noch für Freunde und Familie. Die 21-jährige Politikstudentin organisiert ihre erste Demonstration in Hongkong.
Sie ging bereits 2014 während der Regenschirm-Revolution auf die Strasse: «Ich habe realisiert, dass ich für mein Heimatland kämpfen muss.» Als 16-jährige Schülerin konnte sie aber wenig ausrichten.
Die Studenten hoffen auf die USA und Grossbritannien
«Als Studentin und Studentenführerin kann ich heute mehr tun.» Ihre Studentenorganisation hat sich mit weiteren elf Studentenvereinigungen im Juli zur Delegation der Hongkonger Hochschulen für internationale Beziehungen, kurz HKHIIAD, zusammengeschlossen.
Ich habe realisiert, dass ich für mein Heimatland kämpfen muss.
Gestern haben Joey Siu und ihre Mitstreiter an einer Pressekonferenz in einem Studententreff ihre Forderungen vorgestellt. «Wir sind auf die internationale Unterstützung angewiesen», sagt sie.
Die USA und Grossbritannien sollen sich offiziell hinter die Demonstranten und ihre Forderungen nach einem allgemeinen Wahlrecht, der Untersuchung der Polizeieinsätze und dem Rückzug des Auslieferungsgesetzes stellen. Dafür wollen sie heute auf die Strasse.
Hundert Helfer sollen für eine friedliche Demonstration sorgen
Joey Siu und ihre Ko-Organisatoren haben Studienkollegen mobilisiert und auf den sozialen Medien breit für ihre Demonstration geworben. Wie viele kommen – das ist eine Lotterie: «Jeden Tag gibt es verschiedene Aktivitäten. Vielleicht kommen ein paar tausend?»
Die Demonstration heute ist bewilligt. Gestern Abend hat sich die Gruppe zum letzten Mal getroffen. Alle sind überarbeitet, die meisten kamen eine Stunde zu spät. Es gibt noch viel zu tun: Reden fertig schreiben, Material organisieren und die rund 100 Helfer koordinieren.
«Es wird nicht einfach, danach einen Job zu finden»
Die Studentenführer hoffen, dass alles glatt laufen wird, nur versprechen können sie es nicht: «Wir wissen nicht was nach der Demonstration passieren wird.» In den letzten Wochen kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Wenn wir jetzt nichts unternehmen, werden wir sowieso unsere Zukunft und die von Honkong verlieren.
Die Studenten gehen mit ihrem Engagement auch ihre berufliche Zukunft aufs Spiel. Joey will später Lehrerin werden: «Ich exponiere mich stark in der Bewegung und in den sozialen Medien. Es wird nicht einfach für mich, danach einen Job zu finden.»
Diesen Preis sei sie bereit zu zahlen: «Wenn wir jetzt nichts unternehmen, werden wir sowieso unsere Zukunft und die von Honkong verlieren.»