Nachdem letzte Woche die Sterbekapsel Sarco in Schaffhausen zum ersten Mal zum Einsatz gekommen war, wurden mehrere Personen der Organisation verhaftet und es wurde ein Strafverfahren eröffnet.
Die Idee der Sterbekapsel kommt von einem niederländischen Entwickler. Dessen Haus in Haarlem, westlich von Amsterdam, wurde nun von der Polizei aufgrund eines Rechtshilfegesuchs der Schweizer Behörden durchsucht. Thomas Verfuss ist freier Journalist in den Niederlanden und hat die jüngsten Ereignisse mitverfolgt.
SRF News: Was ist über die Hausdurchsuchung bekannt?
Thomas Verfuss: Über die Hausdurchsuchung weiss man wenig. In den Medienberichten hier geht es vor allem darum, dass man überrascht ist, dass sich in der Schweiz die Staatsanwaltschaft mit diesem Fall beschäftigt. Über die Hausdurchsuchung weiss man, dass die Polizei am Montag das Büro von Exit International durchsucht hat. Da wurden Computer mitgenommen und ein Prototyp von Sarco, der nicht funktioniert hat.
Es gibt aber auch Leute, die sagen einfach: «Ich habe gearbeitet, Kinder gehabt, Enkelkinder, und ich möchte nicht mehr leben.»
Wie wird dies in den Niederlanden aufgenommen?
Man hat das Bild von der Schweiz, dass sie eine Lücke füllt, die es in der niederländischen Euthanasiegesetzgebung gibt. Die Lücke besteht darin, dass man in den Niederlanden unerträglich leiden muss. Es gibt aber auch Leute, die sagen einfach: «Ich habe gearbeitet, Kinder gehabt, Enkelkinder, und ich möchte nicht mehr leben.» Die Niederländer haben das Bild von der Schweiz, dass man sich dort von kommerziellen Organisationen helfen lassen kann, sich selbst zu töten. Dass sich nun die Staatsanwaltschaft für Sarco interessiert, überrascht, da die Sterbehilfe in der Schweiz ja erlaubt ist.
Der Erfinder dieser sogenannten Todeskapsel lebt in den Niederlanden. Beim ersten Einsatz von Sarco war auch ein niederländisches Medienteam dabei. Wie eng ist dieser erste Einsatz der Kapsel in den Niederlanden verfolgt worden?
Es wurde im Fernsehen und in den Zeitungen darüber berichtet. Übrigens: Beim ersten Test von Sarco in Schaffhausen wurde eine Fotojournalistin verhaftet. Hier geht man davon aus, dass Journalisten unbeteiligte Berichterstatter sind, die nicht deswegen verhaftet werden, weil sie einfach nur dabei sind. Dass die Fotografin festgehalten wurde und sogar für einige Stunden für die Chefredaktion ihrer Zeitung unerreichbar war, sorgte hier für einige Aufregung.
Man ist überrascht, dass es nach diesen Ereignissen in Schaffhausen in der Schweiz diese Ermittlungen gibt.
Welchen Einfluss könnten Entscheidungen in der Schweiz auf die künftige Gesetzgebung in den Niederlanden haben?
In den Niederlanden wird schon seit Jahren über den selbstbestimmten Tod diskutiert. Es gibt einen Psychiater, welcher bereits seit Jahren für eine Pille wirbt, die man zu Hause haben kann und die man einnehmen kann, wenn man nicht weiter leben möchte. Hilfe bei Selbstmord ist in den Niederlanden gesetzlich verboten und man meint hier gemeinhin, dass das in der Schweiz besser geregelt ist. Man ist überrascht, dass es nach diesen Ereignissen in Schaffhausen in der Schweiz diese Ermittlungen gibt. Wie das die Diskussion über die Gesetzgebung beeinflussen wird, das bleibt abzuwarten.
Das Gespräch führte Katrin Hiss.