- Moskau werde scharf und rasch auf ausländische Provokationen reagieren, verkündete Russlands Präsident Wladimir Putin in seiner jährlichen Ansprache an das Parlament.
- Über eine Stunde lang fokussierte Putin auf innenpolitische Themen. So rief er etwa die Bevölkerung dazu auf, sich impfen zu lassen.
- Das russische Volk soll laut Putin im Herbst grösstenteils immun gegen das Coronavirus sein.
Kritischen Fragen musste sich der russische Präsident heute nicht stellen. Doch in seiner Rede zur Lage der Nation erklärt er jeweils seine politischen Ziele und zeigt auf, welche Probleme er lösen will. Und Probleme hat Russland derzeit zuhauf.
So äusserte sich Putin etwa zur schwierigen Wirtschaftslage im Land. Er räumte ein, dass die wirtschaftliche Situation für viele Russinnen und Russen gerade wegen der Corona-Pandemie schwierig sei und kündigte neue Infrastrukturprojekte und Sozialleistungen an. Unter anderem Familien, Alleinerziehende und Schulen sollen mehr finanzielle Hilfe erhalten.
Lassen Sie sich bitte impfen.
Putin sprach vor Hunderten Vertretern der politischen Elite des Landes, vor Vertretern aus Wirtschaft, Kultur und Religion. Fast niemand trug den in Russland bei solchen Massenveranstaltungen vorgeschriebenen Mund- und Nasenschutz. Russlands Präsident rief die Bevölkerung zu Impfungen gegen das Coronavirus auf. «Nur so kann die tödliche Krankheit besiegt werden. Es gibt keinen anderen Weg», sagte der Kremlchef in Moskau. «Lassen Sie sich bitte impfen.»
Der 68-Jährige hatte in der vergangenen Woche nach eigenen Angaben die zweite Impfung gegen das Virus erhalten. Zugleich forderte Putin, dass der Impfstoff flächendeckend verfügbar sein müsse. Bislang sind in Russland mit seinen rund 146 Millionen Einwohnern vergleichsweise wenige Menschen immunisiert. Nach offiziellen Angaben sind bislang etwas über fünf Prozent der Bevölkerung geschützt. Putin zufolge soll bis zum Herbst die Bevölkerung so geimpft sein, dass eine Herdenimmunität entstehe.
Zum Ende der Rede folgten Drohungen
Über eine Stunde lang äusserte sich Putin nur zu innenpolitischen Themen. Doch der Kreml ist auch mit einer Vielzahl ausserpolitischer Konflikte konfrontiert. Da ist zum einen die Auseinandersetzung in der Ostukraine: Am Dienstag hatte der ukrainische Präsident Selenskyj Putin via Videobotschaft ein persönliches Treffen im Donbass vorgeschlagen. Zum anderen beschäftigt Russland das zunehmend angespannte Verhältnis zur EU, den USA und der Nato.
Zudem ist da auch der inhaftierte Oppositionelle Alexej Nawalny, dessen Anhänger für heute Abend zu landesweiten Protesten aufgerufen haben, um seine Freilassung zu fordern. Der Westen schaut besorgt, wie Russland damit umgeht. Doch der Kreml setzt seine Strategie der Nichtbeachtung Nawalnys fort.
Erst nach über einer Stunde richtete Putin das Wort an die Welt. Er drohte unmissverständlich: Moskau werde scharf und rasch auf ausländische Provokationen reagieren. Er sprach von andauernden und grundlosen unfreundlichen Handlungen gegen Russland, die bis in den Sport hinein reichten. Russland wünsche sich zwar ein gutes Verhältnis mit anderen Ländern. Aber er hoffe, dass kein Staat Russlands rote Linien überschreiten werde. Was Putin damit meint, liess der russische Präsident jedoch offen.