Der ehemalige israelische Verteidigungsminister Benny Gantz hat Premier Netanjahus Kriegskabinett verlassen. Nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober bot sich Gantz als Retter in der Not an: als militärisch geschulter und kriegserprobter Stratege. Den Krieg gegen die Hamas wollte Gantz nicht den ultrareligiösen und rechtsextremen Ministern in Premier Netanjahus Regierung überlassen, welche nie Militär gemacht haben. Nun überlässt er diesen die Kriegsführung dennoch.
Der Retter in der Not
Schweren Herzens trete er zurück, sagte Benny Gantz, als er am Sonntag – an seinem Geburtstag – seinen Rücktritt aus dem Kriegskabinett bekanntgab. Müde, und mit dem für ihn typischen traurigen Blick, sprach der 65-jährige General und Politiker in die Fernsehkameras. Er beklagte sich, Premier Netanjahu habe seine Versprechen nicht gehalten. Der gleiche Netanjahu, dem er, Benny Gantz, doch schon während der Corona-Pandemie die Haut gerettet habe.
Damals, 2020, hatte Netanjahu keinen Pandemie-Plan. Aber Gantz, immer der treue Soldat, stand als Retter in der Not bereit. Er bot sich Netanjahu als Koalitionspartner an. Unter der Bedingung, dass er, Benny Gantz, nach anderthalb Jahren Premier werde. Netanjahu willigte scheinbar ein, dachte aber nicht daran, seinen Sessel zu räumen. Wie ein geschlagener Hund verkündete Gantz damals, Netanjahu habe ihn über den Tisch gezogen. Nach nur acht Monaten zerbrach die Notfallregierung.
Die Geschichte wiederholt sich
Am Sonntag, ebenfalls nach acht Monaten, dasselbe Trauerspiel: Wieder stand ein abgeschlagener Benny Gantz vor den Kameras. Wieder war der Retter in der Not gescheitert. Nach dem Hamas-Angriff auf Israel hatte Benny Gantz Netanjahu wieder die Hand gereicht. Bedingung für seinen Einsatz in dessen Kriegskabinett: die Generäle, wie er selbst, und nicht die Extremisten in Netanjahus Regierung bestimmen die Strategie im Gaza-Krieg.
Die Extremisten waren draussen – und hatten Netanjahu trotzdem im Griff. Und was konnte Gantz erreichen? Vielleicht die Waffenruhe im vergangenen November. Damals kamen mehr als 100 Geiseln der Hamas frei. Sonst aber nicht viel. Erfolglos verlangte er von Netanjahu einen Nachkriegsplan für den Gazastreifen. Denn ohne Plan gibt es auch keinen Ausweg aus dem Krieg. Also geht Gantz wieder und überlässt damit den Extremisten das Feld. Gegen diese hat die Opposition in Israel noch kein Rezept gefunden. Und Benny Gantz ist die Symbolfigur dieses Versagens.