Die beispiellose Abriegelung der chinesischen 11-Millionen-Stadt Wuhan hat Lea Deuber selbst miterlebt. Bereits am Mittwochmorgen hatte die China-Korrespondentin der «Süddeutschen Zeitung» Gerüchte gehört, die Führung in Peking könnte drastische Massnahmen ergreifen.
Dann wurde öffentlich bekanntgegeben, die städtischen Angestellten dürften die Metropole nicht verlassen. Dies wiederum löste laut Deuber unverzüglich die Frage aus, ob das Reiseverbot auf die ganze Bevölkerung ausgedehnt werden könnte.
Nur noch mit Sondergenehmigung
Am Abend kam dann die Bestätigung, wonach ohne Genehmigung niemand mehr aus Wuhan herauskommt. Deuber sicherte sich darauf ein Ticket für den letzten Zug von Wuhan nach Peking, wo sie arbeitet. Im Moment sehe es nicht so aus, als ob die normalen Bürger von Wuhan eine Genehmigung erhalten würden, sagte sie einen Tag nach ihrer Abreise. Mittlerweile seien auch die Maut-Stationen geschlossen, was die Schleichwege per Auto unterbinde.
Mittlerweile sind auch die Maut-Stationen geschlossen, was die Schleichwege per Auto unterbindet.
Auch Nachbarstadt Huanggang betroffen
Zusammen mit der Nachbarstadt Huanggang trifft die Sperre nun 18 Millionen Menschen. Die Menschen in China zeigten Verständnis für die Massnahme, so Deuber. In Wuhan und Umgebung sorge die Ankündigung aber für Beunruhigung.
Einige Wuhaner schafften es gerade noch nach Schanghai. Dort gab es laut Deuber umgehend Forderungen, Schanghai wegen Ansteckungsgefahr ebenfalls abzuriegeln. Die Illoyalität sei wohl vor allem damit zu erklären, dass die Menschen nicht genau wüssten, wie ernst die Lage ist: «Die Gesunden in Wuhan feiern das Frühlingsfest und meiden einfach den Fischmarkt, wo das Virus ausgebrochen ist.»
«Die Menschen haben Angst»
«Eine Stadt im permanenten Ausnahmezustand ist Wuhan also nicht, aber die Menschen in den Spitälern und jene, die eventuell warten müssen, sorgen sich», sagt Deuber. Die Spitäler seien teils überfüllt, und es fehle an Spezialisten.
Das wirkliche Problem ist, dass die Menschen nicht wissen, was sie glauben und wem sie vertrauen können.
«Die Menschen haben Angst. Das wirkliche Problem in China ist aber, dass die Menschen nicht wissen, was sie glauben und wem sie vertrauen können.» Die Staatsmedien hätten einen schlechten Ruf, was die vielen Gerüchte in den Netzwerken begünstige.