- Zwei Tage vor der Veröffentlichung seines Buches «Spare» – auf Deutsch «Reserve» – packt Prinz Harry in zwei Interviews aus.
- Dabei kritisiert er seine eigene Familie, das Königshaus als Institution und die britische Presse.
- Zwischen Harry und den Royals herrscht zurzeit Funkstille.
Vor laufender Kamera geht Prinz Harry in die Offensive. In den beiden Interviews mit dem britischen Sender ITV und in der US-Sendung «60 Minutes» des Senders CBS feuert er gegen die eigene Familie und gegen die britische Presse.
Gleichzeitig betont er aber, wie wichtig ihm «eine Beziehung» und Frieden mit den Royals sei. «Ich will meinen Vater zurück. Ich will meinen Bruder zurück. Momentan erkenne ich sie nicht wieder», sagt Harry im ITV-Interview.
Genauso würden die beiden aber wohl auch ihn derzeit nicht wiedererkennen, räumt er ein. «Vergebung ist aber zu 100 Prozent eine Möglichkeit», betont er. «Ich glaube wirklich und ich hoffe, eine Versöhnung zwischen uns und meiner Familie könnte Auswirkungen auf die ganze Welt haben.»
Kein Kontakt zur Familie
Dabei herrscht derzeit Funkstille zwischen London und dem kalifornischen Montecito, wo Harry mit Ehefrau Meghan (41) und den gemeinsamen zwei Kindern lebt. Nach eigenen Angaben habe er zurzeit keinen Kontakt mit seinem Vater, König Charles III., oder seinem älteren Bruder, Prinz William.
Mit der Veröffentlichung von Harrys Buch «Spare» – in dem er Vorwürfe gegen seine Familie erhebt – dürfte sich die Kluft eher weiter vertiefen. Seit Tagen sorgen die Memoiren für Schlagzeilen. In Spanien war die Autobiografie versehentlich bereits am Donnerstag kurzzeitig in einigen Buchläden zu haben.
Das Königshaus schweigt bislang zu den Vorwürfen. Eine Versöhnung der Brüder scheint aber angesichts der Enthüllungen in weite Ferne zu rücken.
Schwere Vorwürfe erhebt Harry im Buch vor allem gegen seinen Bruder William (40), der ihn im Streit tätlich angegriffen haben soll. Er habe seine Frau bei dem Vorfall im Jahr 2019 gegen verbale Kritik von William verteidigen wollen, sagte Harry im CBS-Interview. Der Streit zwischen den Brüdern sei dann eskaliert. William sei ausgerastet und habe ihn zu Boden gestossen.
Kritik an Boulevardpresse
Harry kritisiert zudem die angebliche Strategie seiner Familie, Geschichten und Narrative in den britischen Boulevardmedien zu platzieren. Wenn «royale Insiderquellen» zitiert würden, kämen diese Informationen vom Palast. Korrespondenten würden gefüttert und stellten das Narrativ nicht infrage. «So, wie sich die britische Presse momentan aufführt, fügt das Grossbritannien grossen Schaden zu», so Harry.
Schon als Kind habe er gespürt, dass die Boulevardpresse zum Kummer seiner Mutter Diana beigetragen habe. Seinen Ärger und seine Trauer nach ihrem Tod habe er mit Alkohol und Drogen betäubt. Er habe ihren Tod lange nicht akzeptieren können, erzählt Harry.
Auch den Tod von Queen Elizabeth II. im vorigen September brachte Harry im CBS-Interview ins Spiel. Als die 96-Jährige im Sterben lag, sei er nicht zum Mitfliegen eingeladen worden und kam als Letzter auf dem schottischen Landsitz Balmoral an – als seine Grossmutter schon tot war.
Im Interview, das der Sender ITV in Kalifornien aufgezeichnet hat, bedauerte Harry die mangelnde Unterstützung seiner Familie und wie sich die Fronten verhärtet haben. «Ich sitze hier und bitte um eine Familie», sagt er. «Nicht um eine Institution, um eine Familie.»