Wikileaks-Gründer Julian Assange wurde Anfang dieser Woche freigelassen. Die Nachricht schlug hohe Wellen. Damit rückt auch ein anderer bekannter Name wieder in den Fokus: Edward Snowden. Als einer der prominentesten Whistleblower der Welt enthüllte Snowden vor Jahren geheime Dokumente des US-Nachrichtendienstes NSA. Mittlerweile lebt er in Russland.
Snowden betonte immer wieder, nicht mit den russischen Behörden zusammenzuarbeiten. In der Tat sei Snowdens Insiderwissen mittlerweile veraltet, und habe wahrscheinlich gar keinen Wert mehr, sagt Journalist Stefan Fries vom Deutschlandfunk. Fries führte 2019 eines der seltenen Interviews mit Snowden in dessen Exil.
Dabei habe sich Snowden als beeindruckende Persönlichkeit gezeigt, die ihr gesamtes Leben aufgegeben hat, um die Welt über Ungerechtigkeiten zu informieren, so Fries. «Er hat dadurch sehr viel verloren, und eigentlich nichts gewonnen, ausser seine Selbstachtung. Aber er wirkte bei dem Gespräch mit sich im Reinen.»
Assange und Snowden – Parallelen und Unterschiede
Beide Männer, Assange und Snowden, machten in grossem Stil Informationen über Verbrechen der USA öffentlich – Assange Kriegsverbrechen in Irak und in Afghanistan, Snowden die illegale Massenüberwachung. Beide wurden deswegen strafrechtlich verfolgt.
Für viele gelten beide als politische Gefangene, weil sie wegen der Offenlegung von Missständen verfolgt werden – zugleich werden die Verantwortlichen für diese Missstände strafrechtlich nicht verfolgt.
Unterschiedlich gelagerte Fälle
Dabei ist Snowden ein klassischer Whistleblower, der als Mitarbeiter des US-Geheimdienstes Missstände öffentlich machte. Assange hingegen gehörte nicht zum US-Militär. Er veröffentlichte die ihm von Chelsea Manning zugespielten Informationen.
Er agierte dabei aber nicht im klassischen Sinne als Journalist, sondern veröffentlichte die Daten roh und ungeschützt im Netz. Damit habe er das Leben von Militärangehörigen in Gefahr gebracht, so der Vorwurf der USA.
«Im engeren Sinne ist Assange weder Whistleblower noch Journalist. Im weiteren Sinne ist er vielleicht doch beides, weil er ja wie Snowden Missstände öffentlich gemacht hat. Aber das ist zu Recht umstritten», führt Journalist Fries aus.
Ein weiterer Unterschied ist, dass Snowden US-Staatsbürger ist und deshalb die USA stärkeren Zugriff auf ihn hatten, was sich daran zeigte, dass sie seinen Pass sperren konnten. Assange hingegen ist Australier, weshalb die USA seinen Pass nicht annullieren konnten. Deshalb strebte Washington via die britische Justiz seine Auslieferung an.
«Im Wesentlichen ist Snowden ein Whistleblower. Assange ist eben keiner. Er hat lediglich Informationen veröffentlicht», sagt Fries. Während Assange nun freigekommen ist, bleibt Snowden weiterhin im Exil in Russland.