Die mächtige Uspenski-Kathedrale im Herzen der finnischen Hauptstadt Helsinki steht für die ganz besondere Nähe und Ferne Finnlands zu seinem mächtigen Nachbarn im Osten – zu Russland.
Die orthodoxe Backsteinkirche mit 13 vergoldeten Kuppeln erinnert an die bis 1917 andauernde russische Herrschaft über Finnland, aber auch an die seither konsequent verfolgte Unabhängigkeit Helsinkis.
Laut Tanja Jääskelainen, der stellvertretenden Generalsekretärin im finnischen Aussenministerium, spiegelt sich das besondere Verhältnis Finnlands zu Russland nicht zuletzt in der Beziehung der beiden Staatspräsidenten wider: «Unser Präsident hat ein vertrauliches Verhältnis zum russischen Amtskollegen Putin.»
Dies bedeute, dass Finnland gegenüber Russland ehrlich auftreten könne und den grossen Nachbarn nicht mit Samthandschuhen anfassen müsse. Mit anderen Worten: Im Verhältnis zu Russland setzt Helsinki sowohl Zuckerbrot wie auch Peitsche ein. Das zeigt sich nicht zuletzt an der gut bewachten gemeinsamen Grenze.
Gemeinsame und wechselvolle Geschichte
Finnland, das zwischen 1808 und 1917 unter der Kontrolle der russischen Zaren war, erklärte seine Unabhängigkeit wenige Tage nach Ausbruch der russischen Oktoberrevolution im Herbst 1917.
Nach einem blutigen Bürgerkrieg 1918 sowie zwei Verteidigungskriegen gegen die Sowjetunion Ende der 1930-er und Mitte der 1940-er Jahre, schloss das Land im Jahr 1944 Frieden mit Moskau. Dieser verpflichtete Finnland zur Neutralität und verunmöglichte eine Annäherung an die Europäische Gemeinschaft.
Diese erfolgte dann jedoch nach der Auflösung der Sowjetunion in Form des finnischen EU-Beitrittes im Jahre 1995. Diese klare Verankerung im Westen hatte, so Jääskelainen, Konsequenzen für die Rolle Finnland gegenüber Russland: «Wir bezeichnen uns nicht mehr als neutralen Staat, aber als Staat ohne Mitgliedschaft in einer Militärallianz», betont sie – ohne zu verschweigen, dass ihr Land dem westlichen Verteidigungsbündnis heute sehr nahestehe.
Finnland setzt auch auf US-Kampfjet
Dazu passt, dass die finnische Regierung kurz vor Weihnachten den Kauf von 64 Exemplaren des US-amerikanischen Kampfjets F35 beschlossen hat; also des gleichen Kampfjettyps, wie ihn der Bundesrat auch für die Schweiz vorgeschlagen hat.
Aus Sicht des finnischen Sicherheitsexperten Rasmus Hindren ist der F35-Kaufentscheid ein gutes Beispiel für die finnische Gratwanderung zwischen Ost und West: «Aus historischen, geografischen und politischen Gründen verfolgt Finnland die Anbindung an den Westen, ohne gleich der Nato als Mitglied beizutreten», sagt Hindren, der das neue europäische Zentrum zur Bekämpfung hybrider Bedrohungen (Hybridcoe) in Helsinki leitet.
Finnland will gut gerüstet sein gegen russische Bedrohungen, sowohl gegen traditionell militärische als auch gegen hybride. Gleichzeitig verfolgt die finnische Regierung in Helsinki eine Politik des Dialogs mit dem Nachbarland – politisch und wirtschaftlich.