Worum geht es? Russland plane einen Putsch in Moldawien, berichtet der ukrainische Geheimdienst. Die moldawische Staatspräsidentin Maia Sandu hat sich am Montag via Fernsehen an die Bevölkerung gewandt, um diese vor Störversuchen, die aus Moskau gesteuert werden, zu warnen. Bereits vor einer Woche sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski, die Ukraine habe einen russischen Plan zur Destabilisierung Moldawiens abgefangen.
Wie sähe Russlands Vorgehen aus? Die moldawische Staatspräsidentin Sandu sagte, die Pläne sähen vor, dass russische Saboteure öffentliche Gebäude in Moldawien angriffen, Geiseln nehmen würden und in der Hauptstadt Chisinau unter dem Deckmantel der russlandfreundlichen Opposition gewalttätige Proteste anzetteln würden. Ziel sei ein Machtwechsel in Moldawien.
Wie glaubwürdig sind die ukrainischen Geheimdienstinformationen? «Sie klingen zumindest sehr glaubwürdig, weil sie gut zu den Worten und Handlungen des Kremls passen», sagt Roman Fillinger, SRF-Korrespondent in Osteuropa. Vor rund zwei Wochen habe beispielsweise der russische Aussenminister Sergej Lawrow am russischen Fernsehen gedroht, dass Moldawien die nächste Ukraine werden könnte. Moldawien sei eines jener Länder, das der Westen gegen Russland aufstacheln wolle, so Lawrow.
Die Raketen schlagen zwar in der Ukraine ein, aber es ist auch eine Drohgebärde gegenüber Moldawien.
Ist Russlands Einmischung in Moldawien spürbar? «Russland hat schon am Gashahn gedreht», sagt Fillinger dazu. Moldawien war bis vor Kurzem fast ganz abhängig von russischem Gas. Russland hat die Gaslieferungen deutlich eingeschränkt. Moldawien könne das Gas zwar teilweise aus dem Westen beziehen, aber das westliche Gas sei viel teurer, was ein grosses Problem sei, so der Korrespondent. Auch nutzt Russland Moldawien als Überflugsgebiet von Raketen. «Die Raketen schlagen zwar in der Ukraine ein, aber es ist auch eine Drohgebärde gegenüber Moldawien», sagt Fillinger.
Wieso lässt Russland Moldawien nicht in Ruhe? Moldawien wird zurzeit prowestlich regiert und hat ein EU-Beitrittsgesuch gestellt. «Ja, Russland betrachtet die Ex-Sowjetrepublik Moldawien als Teil seiner Einflusssphäre», sagt der Korrespondent. Moldawiens Beitrittsgesuch in die EU sei für Russland eine Provokation. Ausserdem ist ein Teil Moldawiens schon seit dreissig Jahren unter russischer Kontrolle: Transnistrien. «In Transnistrien hat Moskau 2000 russische Soldaten stationiert. Sie bewachen unter anderem ein riesiges Lager mit tausenden Tonnen Kriegsgerät aus der Sowjetunion», sagt Fillinger.
Hat der kürzlich erfolgte Rücktritt der moldawischen Ministerpräsidentin Natalia Gavrilita mit der russischen Bedrohung zu tun? Es hänge zusammen, sagt Korrespondent Fillinger, aber nicht nur: Offenbar habe es zwischen der Ministerpräsidentin und der Präsidentin schon länger Spannungen gegeben, obwohl sie der gleichen Partei angehören. «Die Ministerpräsidentin wird durch den wichtigsten Sicherheitsberater von Sandu ersetzt», sagt Fillinger. Das zeige, dass man die Sicherheitsprobleme zurzeit in Chisinau für wichtiger halte als die wirtschaftlichen Probleme.