Eine Sendung im russischen Staatsfernsehen gibt zu reden. Dmitri Kisseljow kam zu Wort, der Chef der staatlichen Nachrichtenagentur «Rossija Sewodnja», «Russland heute». Kisseljow drängte in der Fernsehsendung Wladimir Putin dazu, die gefährlichste Nuklearwaffe Russlands gegen Grossbritannien einzusetzen, weil Grossbritannien die Ukraine unterstütze. Die Waffe, so Kisseljow, sei in der Lage, «Grossbritannien in den Tiefen des Ozeans zu versenken».
Krieg gegen den Westen
Der Zeitpunkt für diese Ansage ist nicht zufällig gewählt. Markus Ackeret, NZZ-Korrespondent in Moskau, nennt mögliche Gründe. So sei diese Drohung wohl jetzt gekommen, weil es im Krieg in der Ukraine nicht besonders gut laufe für Russland. «Russland kommt nicht so richtig voran.»
Das habe einige Sichtweisen auf den Krieg geändert. «Einerseits fühlt man sich mittlerweile im Krieg gegen den Westen.» Mit an den Westen gerichteten Drohungen, wolle man diesem einerseits Angst machen, sagt Markus Ackeret. «Andererseits ist es auch eine Botschaft nach innen: Wir sind die Stärksten, wir haben die noch besseren Waffen, mit denen wir einen vernichtenden Schlag ausführen können.»
Diese Bombe, mit der Kisseljow gedroht hat, ist eine Unterwasserdrohne. Sie soll eine Reichweite von 10'000 Kilometern haben und unter Wasser gezündet eine Tsunamiwelle in der Höhe von bis zu 500 Metern auftürmen können. Das behaupten zumindest kremltreue Medien.
Details zu der Waffe sind bisher nur wenige bekannt. Über deren Plan habe man allerdings früher schon berichtet. «Vor vier Jahren hat Putin diese Waffe in einer Rede zur Nation vorgestellt», sagt der NZZ-Korrespondent. Ob und wie die Waffe schon einsatzfähig sei und worum es sich genau handele, sei schwierig zu sagen. «Damit soll natürlich auch einfach das Drohpotenzial gesteigert werden. Das steht wahrscheinlich im Zentrum.»
Kein Tabuthema mehr
Ein weiterer Grund für die drastischen Äusserungen dürfte eine Anheizung der Stimmung in der russischen Bevölkerung sein. «Diese Propagandasendungen steigern eine gewisse Aggression in der Gesellschaft», sagt Markus Ackeret. Bereits in den letzten Wochen habe es immer wieder Drohungen mit Atomschlägen gegeben. Das war früher ein Tabuthema, heute werde es zum normalen Thema gemacht.
Das färbe natürlich auch auf die Bevölkerung ab. «Wenn man dann so etwas hört, dann steigert das die Wut. Andererseits steigert es auch das Gefühl, dass man etwas zu bieten hat, dass man Angst auslöst. Und das wird in Russland immer auch als etwas Positives wahrgenommen. Das bedeutet, dass man respektiert wird.»