Hier hilft die Glückskette: Rund 800'000 Menschen sind im vergangenen Jahr von Burma nach Bangladesch geflüchtet, leben dort im grössten Flüchtlingslager der Welt. Die Bedingungen sind prekär. Die Glückskette versucht die Situation zu verbessern, hat mit Partner-Hilfswerken Latrinen gebaut oder den Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung verbessert. Derzeit fehlt aber das Geld, um die Projekte weiter zu bringen, und jetzt beginnt die Regenzeit.
Warum der Monsun eine Gefahr für die Rohingya ist: Von August bis Dezember 2017 sind mehr Menschen nach Bangladesch geflohen als in der gleichen Zeit nach ganz Europa. Um Platz zu schaffen, wurden Wälder gerodet, auf Erdhügeln sind ganze Siedlungen entstanden. Diese drohen nun durch den Monsunregen abzurutschen.
Wie viel Regen der Monsun bringt: Man weiss, dass der Monsun im Juni kommt und bis Mitte bis Ende August dauert. Wie viel Regen wirklich fällt, ist schwer vorauszusagen. Doch schon jetzt, vor dem Monsun, regnet es alle zwei Tage relativ heftig. Die ersten Niederschläge haben schon Schäden ergeben: Dächer mit Plastikplanen wurden weggeweht, der Boden wurde aufgeweicht. Und das wird nur noch schlimmer, wenn der grosse Monsun kommt.
So ist die Lage in den Flüchtlingscamps: Die Lage ist prekär. Die Menschen, vor allem Kinder, leben auf engstem Raum. SRF-Südasienkorrespondent Thomas Gutersohn war bereits zweimal vor Ort und berichtet: «Ich habe Familien besucht, die zu neunt in einer kleinen Hütte leben, die vielleicht so gross ist wie ein durchschnittliches Badezimmer in der Schweiz.» In Kutupalong, einem der grossen Flüchtlingslager, seien die anfänglichen Dörfer zusammengewachsen zu einer grossen Stadt aus Plastikplanen und Bambusstangen. Heute ist Kutupalong das grösste Flüchtlingslager der Welt, es zählt mehr Einwohner als Zürich.
Das hat die Glückskette bisher erreicht: In den Camps gab es keine grösseren Epidemien, keine Hungersnot. Und doch: «Hunger ist sicherlich ein ständiger Begleiter von vielen Rohingya in den Camps», sagt Korrespondent Gutersohn. Es seien lange nicht alle medizinisch so versorgt, wie es sein müsste. «Doch die Menschen sterben nicht in den Lagern, und das ist bereits eine Leistung, wenn man bedenkt, dass es sich hier um die grösste Ansammlung von Flüchtlingen weltweit handelt.»
Deshalb bleiben die Rohingya in den Lagern: Zwar haben Bangladesch und Burma ein Abkommen unterzeichnet, das den Rohingya eine sichere Rückkehr garantiert. Doch ihre Sicherheit ist in Burma nicht gegeben, sagt auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. In Burma wurden zwar auf Aufnahmecamps geschaffen. Doch was genau damit passieren wird, ist nicht klar. Die Rohingya selbst möchten eigentlich gerne zurück. Sie haben Bedingungen gestellt, die in eine freiwillige Rückkehr ermöglichen würden. Zum Beispiel, dass sie als Minderheit in der burmesischen Bevölkerung anerkannt werden, dass sie eine Art Staatsbürgerschaft bekommen. Laut Gutersohn sei dies alles nicht gegeben, was eine sichere Rückkehr verunmögliche.
Darum sind sie weiterhin auf internationale Hilfe angewiesen: Bangladesch akzeptiert und toleriert die Flüchtlinge, doch auf eine offizielle Anerkennung warten sie bisher vergeblich. Es sind nur die Rohingya als Flüchtlinge anerkannt, die vor 20 bis 30 Jahren geflohen sind. Die 800'000 Menschen, die letztes Jahr geflohen sind, haben keinerlei Ausweise in Bangladesch. Sie dürfen also nicht arbeiten, dürfen die Camps nicht verlassen. Thomas Gutersohn berichtet: «Ich habe Militärposten gesehen, die genau kontrollieren, wer aus den Camps herausgeht. Wer reingeht, interessiert das Militär in Bangladesch eigentlich nicht.»