Der Westen hat beschlossen, die bei westlichen Banken deponierten Währungsreserven Russlands zu blockieren. «Die russische Zentralbank verfügt über insgesamt 630 Milliarden Dollar an Währungsreserven», sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank Safra Sarasin.
Davon sei nun die Hälfte blockiert – und die russische Zentralbank kann dieses Geld nicht mehr für internationale Transaktionen einsetzen. «Sie kann ihre Wirtschaft damit nicht mehr unterstützen, weil Dollars, Euros und andere Währungen für sie blockiert sind.»
In der Krise kein Zugriff auf die Reserve
Grundsätzlich halten die meisten Zentralbanken der Welt Währungsreserven, meist in Euro, Dollar, Franken oder britischen Pfund. Diese Fremdwährungen brauchen die Zentralbanken, um den Kurs der eigenen Währung zu steuern, wenn es eine Krise gibt.
Konkret ist es jetzt so, dass die russische Zentralbank im Rahmen der Sanktionen wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine nur noch einen eingeschränkten Zugang zu den westlichen Devisenmärkten hat. Westliche Banken dürfen mit der russischen Zentralbank keine Geschäfte mehr machen.
Eigentlich müsste die russische Zentralbank jetzt Fremdwährungen verkaufen und Rubel kaufen, um dessen Kurs zu stützen. Doch das ist derzeit nicht mehr möglich.
Das hat es in der Geschichte noch nie gegeben.
Eine derartige Einschränkung für ein so grosses Land ist aussergewöhnlich. «Das hat es in der Geschichte noch nie gegeben», stellt Junius fest.
Rubel unter massivem Druck
Russland, als eines der 20 grössten Industrieländer, könne seine Reserven nicht mehr benutzen. «Wenn die Zentralbank die Reserven im Krisenfall nicht für Liquidität einsetzen kann, dann werden die Wirtschaft und die internationalen Beziehungen mehr oder weniger auf Eis gelegt», sagt Junius.
Die russische Währung ist am Montagvormittag denn auch auf den tiefsten Stand der Geschichte gefallen. Gegenüber dem Schweizer Franken hat der Rubel zu Handelsbeginn am Morgen vorübergehend 30 Prozent an Wert verloren, am Mittag lag das Minus noch bei 15 Prozent.
Leitzinsen auf 20 Prozent verdoppelt
Die russische Zentralbank versucht mit radikalen Massnahmen den Kollaps des Rubels zu bremsen – sie verdoppelte den Leitzins am Montagvormittag von 10 auf 20 Prozent. Damit soll der komplette Absturz der russischen Währung verhindert werden.
Unter dem Strich führen die westlichen Sanktionen zu massiven Verlusten für die russische Wirtschaft. Die Erhöhung der Zinsen sowie die Einschränkungen im Zahlungsverkehr und im Devisenhandel der Zentralbank werden die russische Wirtschaft lähmen.