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Finnland: Ministerpräsidentin Sanna Marin wird abgewählt
Aus SRF 4 News aktuell vom 03.04.2023. Bild: Keystone/EPA/KIMMO BRANDT
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Sanna Marin abgewählt Timeout eines unfreiwilligen Superstars in Finnland

Endlich konnte Sanna Marin wieder ganz Finnin sein. «Die Demokratie hat gesprochen, ich gratuliere der Sammlungspartei und der Partei der Finnen zu ihrem Wahlerfolg», erklärte die 37 Jahre alte Noch-Ministerpräsidentin am späten Sonntagabend und trat ohne weitere Kommentare und sichtlich erleichtert aus dem Scheinwerferlicht der Bühne im Hotel Presidentii, wo ihre sozialdemokratische Partei ihre Wahlparty feierte.

Vorzuwerfen hat sich die aus einfachen Verhältnissen stammende Marin wenig. Mit ihrer frischen und frechen Art war sie schon mit 28 Jahren zur Parlamentspräsidentin in der Arbeiterstadt Tampere, mit 29 zur sozialdemokratischen Vizeparteichefin und mit 30 ins nationale Parlament gewählt worden. Als Kind einer «Regenbogenfamilie» – ihre Mutter heiratete nach der frühen Scheidung von Marins alkoholabhängigem Vater eine Frau – lernte Marin früh, sich in einer von Männern dominierten Politszene zu behaupten.

Marin wurde weltweit wahrgenommen

Ihr überraschender Aufstieg zur weltweit jüngsten Ministerpräsidentin kurz vor der Pandemie und eine proaktive Präsenz in den sozialen Medien katapultierte die Sozialdemokratin ins Scheinwerferlicht. Zusammen mit den Parteichefinnen der vier weiteren Parteien in der finnischen Regierungskoalition schaffte es Marin über Nacht auf die Frontseiten fast aller Medien – weltweit. Dabei störte sich die verheiratete Mutter einer fünfjährigen Tochter von Beginn weg an der oberflächlichen Wahrnehmung ihrer Person als fotogene, junge Frau mit viel Macht.

Doch es kam noch viel wilder: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine machte das abgelegene Land im Nordosten Europas zu einem geopolitischen Hotspot. Finnland und Russland trennen eine über 1300 Kilometer lange gemeinsame Grenze. Wie schon in der Pandemie, als Marin mit einem klaren und bestimmten Kurs überzeugte, reagierte die Regierungschefin schnell und resolut und bot dem Autokraten im Kreml unmissverständlich die Stirn. Das lange gegenüber Moskau recht gefügige Finnland reichte bei der Militärallianz Nato ein Beitrittsgesuch ein und liess das noch viel neutralere Schweden umdenken. Marin wurde zum Superstar.

Während sie begann, sich in dieser Rolle wohler zu fühlen und sie nach einigen Patzern für sich zu nutzen, taten sich viele Finninnen und Finnen schwer mit dieser Aufmerksamkeit. Denn die Folgen der Pandemie und Russlands Krieg sind eine rekordhohe Staatsverschuldung sowie eine Kombination aus hoher Arbeitslosigkeit und massivem Fachkräftemangel. Die regierende Mitte-links-Koalition bot zuletzt wenig Anhaltspunkte, wie sie mit diesen Herausforderungen umgehen wollte.

Koalition mit den Sozialdemokraten?

Ganz im Unterschied zum bürgerlichen Herausforderer Petteri Orpo, dem Chef der konservativen Sammlungspartei, die am Sonntag zur stärksten Kraft im finnischen Parlament gewählt wurde. Orpo, ein 53 Jahre alter unauffälliger Berufspolitiker und Ex-Finanzminister, verkörpert in seiner ganzen Art die Antithese zur strahlenden Marin.

Mit welchen Partnern er Finnland in ruhigere Gewässer führen wird – für eine Mehrheit im Parlament muss er sich mit zwei bis drei weiteren Parteien arrangieren –, ist am Morgen nach der Wahl eine offene Frage. Sollte die am Sonntag ebenfalls siegreiche Partei der Finnen an ihren wichtigsten Forderungen – EU-Austritt, Anti-Migration und Klima-Ignoranz – festhalten, wird Petteri Orpo bei der drittstärksten Fraktion im neugewählten Parlament anklopfen müssen: den Sozialdemokraten von Sanna Marin.  

Bruno Kaufmann

Nordeuropa-Korrespondent

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Bruno Kaufmann berichtet seit 1990 regelmässig für SRF über den Norden Europas, von Grönland bis Litauen. Zudem wirkt er als globaler Demokratie-Korrespondent beim internationalen Dienst der SRG mit.

SRF 4 News, 03.04.2023; 06:45 Uhr

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