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Satelliteninternet Meloni und Musk: Wird aus der Freundschaft ein Milliarden-Deal?

Italien fragt sich, ob die Regierung einen Deal mit dem Techmilliardär eingehen wird. Die Opposition ist entsetzt.

Es sei noch nichts unterschrieben, sagte Giorgia Meloni am Donnerstag in Rom vor versammelter Presse. Seit Tagen wird darüber spekuliert, ob die italienische Regierung einen 1.5 Milliarden-Euro-Deal mit Elon Musks Konzern Starlink unterschreibt, der zum Raumfahrtunternehmen SpaceX gehört. «Ich bewerte Auslandsinvestitionen mit einer einzigen Brille, nämlich mit der Brille des nationalen Interesses und nicht jener von Freundschaften oder politischen Gesinnungen», sagte Meloni. Zudem hätte sie den Starlink-Deal nicht mit Musk besprochen.

Meloni und Musk an einem Dinnertisch.
Legende: Die Pläne Melonis lösen bei der italienischen Opposition heftige Kritik aus. Keystone/ FILIPPO ATTILI/US PALAZZO CHIGI PRESS OFFICE HANDOUT

Bei dem Plan geht es laut der Nachrichtenagentur Bloomberg um die Nutzung der Starlink-Satelliten für Kommunikationsdienste des Militärs im Mittelmeerraum und sonstige sensible Bereiche – beispielsweise bei Naturkatastrophen. Italien wäre der erste EU-Staat, der einen solchen Deal mit Musk eingehen würde. Das Geschäft wäre vorerst auf fünf Jahre limitiert, könnte somit als Übergangslösung dienen, bis eine europäische Alternative zur Verfügung stehen.

Grosse Wahrscheinlichkeit

Der Journalist Frediano Finucci ist Chefredaktor der Wirtschafts- und Auslandsredaktion beim TV-Sender La7. Seit Jahren recherchiert er zu Satelliten-Technologie und auch zu Musk, hat 2023 ein Buch dazu publiziert. Er sagt, Italien brauche ein neues System. Das derzeitige sei für die italienischen Bedürfnisse nicht mehr geeignet, da das italienische Militär in vielen Teilen der Welt stationiert sei und auch Botschaften miteinander verbunden werden müssten.

Musks System ist derzeit das einzige, das eine globale Abdeckung liefert.
Autor: Frediano Finucci Journalist

Auch wenn die Regierung sich noch bedeckt halte, gehe er davon aus, dass dieses Geschäft wohl zustande kommen werde. «Starlink hat eine ausgereifte und technologisch fortschrittliche Lösung parat. Zudem ist Starlink in Italien in vielen Landesteilen schon verfügbar. Zum Beispiel dort, wo es keine Glasfaserkabel gibt.» Musks System sei derzeit das einzige, das eine globale Abdeckung liefere.

Opposition in Aufruhr

Die Pläne lösen bei der italienischen Opposition heftige Kritik aus. Meloni verkaufe die Sicherheit des Landes, hochsensible Daten an den reichsten Mann der Welt, an eine einzelne Person. Ein solches Geschäft berge ein gewisses Risiko, denn Musk sei eine Person, die Entscheidungen unvermittelt ändere. «Zudem wird er im Moment von einem Teil der EU-Mitgliedstaaten kritisiert, weil er sie angreift. Es ist also ein Vertrauensproblem, das sich zeigt, aber vor allem ein politisches», so Finucci. Die Opposition fordert nun, dass Meloni im Parlament zum möglichen Deal Rede und Antwort steht.

Keine wirkliche Alternative

Verteidigungsminister Guido Crosetto erklärte kürzlich in einer Fragestunde vor dem Parlament, dass Starlink derzeit die einzige Option sei, während man auf europäische Lösungen warte. Die EU hat mit Iris-2 ein Projekt mit Kommunikationssatelliten am Start, allerdings dürfte dieses nicht vor 2030 fertig sein.

Tagesschau 09.01.2025, 19:30 Uhr

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