«Mit Torf zu heizen, ist eine irische Tradition, seit über 400 Jahren schon», sagt Brendan Mulrey aus dem County Galway im Westen Irlands. So auch in der Familie des 47-Jährigen: «Meine Mutter kocht und heizt mit Torf, seit ich mich erinnern kann.»
Der Heizstoff hat Vorteile, findet er: «Wir sind nicht von Erdölimporten abhängig und leiden deshalb auch nicht unter den enormen Preiserhöhungen. Torf ist preisgünstig.»
10 Tonnen Torf stechen, in einem halben Tag
Den Torf bezieht Brendan Mulrey aus einem rund zwei Kilometer entfernten Moor, das seit Generationen im Besitz seiner Familie ist. Im Frühling hat ein professioneller Torfstecher mit seiner Maschine zehn Tonnen Torf aus dem Moor geholt, im Auftrag von Brendan Mulrey. «Das Stechen und Ausbreiten auf dieser Fläche hier hat einen halben Tag gedauert. Und es kostete mich rund 400 Euro.»
Zu diesem Preis kann seine Mutter ein Jahr lang kochen und heizen. Mulrey: «Natürlich ist mir bewusst, dass das Heizen mit Torf nicht gut ist für die Umwelt. Aber Öl oder Kohle sind es auch nicht.»
Torfheizungen – trotz Klimanotstand
Brendan Mulreys Familie ist eine von schätzungsweise gut 100'000 Familien in Irland, die weiterhin mit Torf heizen dürfen – ganz legal. Lediglich den industriellen Abbau und den kommerziellen Handel mit Torf zum Heizen hat die irische Regierung per Anfang November 2022 untersagt.
Dies geschah unter starkem Druck der EU-Kommission: Sie drohte Irland im vergangenen Jahr mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof, wenn der Torfabbau nicht sofort eingeschränkt werde – gemäss der Vorgabe von 2011.
Dass sich die irische Regierung schwer damit tat, ist umso erstaunlicher, als sie 2019 den Klimanotstand ausrief und eine ehrgeizige Klimapolitik aufgleiste – auf Drängen der Grünen Partei, die als Oppositionspartei damals mächtig Druck aufbaute.
Um von Torf wegzukommen, wäre ich auf Hilfe des Staates angewiesen.
Seit 2020 gehören die Grünen der Koalitionsregierung an – und geraten nun ihrerseits unter Druck der oppositionellen, linksrepublikanischen Sinn-Fein-Partei, die auf dem Land gut verankert ist und nun im Namen der Landbevölkerung gegen ein Torfheizverbot weibelt.
Ein intaktes Moor bindet doppelt so viel Kohlenstoff wie Wald
«Wenn wir trockengelegte Moore renaturieren, können wir mit einfachen Mitteln viel für den Klimaschutz tun», sagt Tristram Whyte. Der Biologe lässt seinen Blick übers Lullymore schweifen – ein trockengelegtes Moor, das sich über rund 7000 Hektar erstreckt.
Dort wurde der Torfabbau vor zwei Jahren eingestellt. Moorschützer Whyte zeigt sich erleichtert und gibt gleichzeitig zu bedenken: «Auch nach dem Ende des Torfabbaus wird hier weiterhin Kohlenstoff freigesetzt – durch die Luft, die das Torf austrocknet. Je schneller diese Fläche wieder zum Feuchtgebiet gemacht werden kann, desto besser.» Ein intaktes Moor bindet doppelt so viel CO₂ aus der Luft wie Wald.
Auch Brendan Mulrey möchte vom Torf wegkommen – und das Haus seiner Mutter künftig klimafreundlich heizen: «Dazu wäre ich aber auf Hilfe des Staates angewiesen.» Subventionen bekommt, wer sein Haus isoliert und mehrfachverglaste Fenster eingesetzt hat. Und auch dann müsste Mulrey noch rund 50'000 Euro aus dem eigenen Sack bezahlen. Und diese Summe könne er gegenwärtig nicht aufbringen.