Zwei eingerahmte Porträts hängen an der Absperrung. Eines vom Premierminister und eines vom Gesundheitsminister.
Direkt darunter haben Aktivistinnen und Aktivisten einen kleinen Altar aufgebaut und Cannabis-Pflanzen hingestellt. Mit dieser inszenierten Trauerfeier protestieren sie vor dem Regierungssitz in Bangkok.
«Die Regierung hört nicht auf uns», sagt Prasitchai Noonnuan. Der Generalsekretär des «Thai Cannabis Future Network» sitzt im Schneidersitz auf dem Boden. Er befindet sich im Hungerstreik. Er will verhindern, dass Cannabis wieder als Betäubungsmittel eingestuft wird.
Undercover im Cannabis-Shop
Kitty Chopaka führt im Stadtzentrum ein kleines Geschäft. Die Polizei habe sich ihr Geschäft bereits angeschaut. «Undercover» seien sie bei ihr gewesen. Aber sie habe die Beamten sofort erkannt. Die vermeintlichen Kunden hätten nicht ausgesehen wie jemand, der bei ihr einen Joint kaufen wolle.
Nicht nur in der Branche, auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten sei man verunsichert, sagt Kitty.
Die Regierung hat zuletzt Kompromissbereitschaft signalisiert: Cannabis soll nun womöglich doch nicht wieder als Betäubungsmittel klassifiziert und verboten werden. Das Kraut soll aber immerhin strenger reguliert werden. Was das konkret bedeutet, ist noch unklar.
Kritik in der Bevölkerung
Ein grosser Teil der thailändischen Bevölkerung sieht den derzeitigen Cannabis-Boom in Thailand durchaus kritisch. Und laut einer Studie hat der Cannabis-Konsum seit der Legalisierung bei Kindern und Jugendlichen massiv zugenommen.
Am Stadtrand von Bangkok betreibt Ravid Seesod eine kleine Cannabis-Farm. Sie sieht aus wie ein High-Tech-Labor.
Die Anbauräume sind voller Röhren und Schläuche, Klima- und Entfeuchtungsanlagen laufen rund um die Uhr. Ebenso das vollautomatische Bewässerungssystem. Ravids Cannabis-Pflanzen gedeihen in Hydrokulturen.
Ersparnisse in Cannabis investiert
Er mache sich Sorgen und sei nervös, wisse nicht, was er als Nächstes tun solle. Ravid hat umgerechnet fast 150'000 Franken in die Anlage investiert. Es waren seine gesamten Ersparnisse.
Schliesslich sah vor zwei Jahren alles noch ganz anders aus. Cannabis wurde in Thailand weitgehend legalisiert, es kam Goldgräberstimmung auf. Rund 20'000 Cannabis-Läden soll es inzwischen im ganzen Land geben. Allein in diesem Jahr soll die Branche in Thailand umgerechnet rund eine Milliarde Franken umsetzen.
«Wir Bauern haben mit dem Anbau von Cannabis begonnen, nachdem die Regierung gesagt hat, das sei legal.» Ravid hofft, dass sich die Regierung noch umstimmen lasse.
Den Anbau von Cannabis hat er sich mithilfe von Youtube-Videos selbst beigebracht. Fast ein Jahr experimentierte er, bis er mit dem kommerziellen Anbau begann. Man merkt ihm an, wie stolz er ist.
Das alles aufzugeben, kann er sich nicht vorstellen.