- Die deutsche Gewerkschaft Verdi hat mit Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen grosse Teile des Flugverkehrs lahmgelegt.
- Seit Mitternacht sind Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst der Flughafenbetreiber, den Bodenverkehrsdiensten und den Luftsicherheitsbereichen in verschiedenen Tarifkonflikten im Ausstand.
- Der Warnstreik soll 24 Stunden dauern.
- 66 Flüge von und nach Zürich sind wegen des Streiks gestrichen.
An einzelnen Flughäfen begannen die Aktionen erst mit Betriebsbeginn in den frühen Morgenstunden, wie ein Gewerkschaftssprecher mitteilte.
Hintergrund sind zwei verschiedene Tarifkonflikte: Verdi fordert in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt.
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit.
Von den Warnstreiks sind Frankfurt, München, Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle und Stuttgart betroffen.
Nach einer aktualisierten Schätzung des deutschen Flughafenverbands ADV kommt der Flugverkehr in weiten Teilen Deutschlands zum Erliegen: Demnach fallen wegen der verschiedenen Ausstände an 13 Standorten voraussichtlich mehr als 3500 Flüge aus, rund 560'000 Passagiere könnten ihre Reisen nicht wie geplant antreten.
Flüge ab und nach Zürich und Genf betroffen
Am Hauptstadtflughafen BER sollte der Flugverkehr komplett ausfallen, Starts und Landungen wird es dort voraussichtlich keine geben. Den Flughafen Frankfurt werde am Montag kein Passagierflugzeug verlassen, teilte ein Sprecher der Verkehrsleitung am Morgen mit. Von 1116 Starts und Landungen mit zusammen rund 150'000 Passagieren wurden in Frankfurt den Angaben zufolge 1054 annulliert. Laut dem Sprecher soll es nur einige Ankünfte geben.
In der Schweiz sind 34 Ankünfte und 32 Abflüge gestrichen worden, wie eine Sprecherin des Flughafens Zürich auf Anfrage von Keystone-SDA mitteilte. Betroffen seien die Swiss, Easyjet, Eurowings und Lufthansa. Die Flüge hätten von oder nach Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt oder Hannover stattfinden sollen.
Die Mehrheit der Flüge sei bereits 24 Stunden im Vorfeld annulliert worden, so die Sprecherin. Die Passagiere seien von den Fluggesellschaften informiert worden. Reisende mit einem Transfer würden im Ausland oder in Zürich umgebucht. Der Flughafen rät Passagieren, sich im Vorfeld über ihren Flugstatus zu informieren. Vom Flughafen Genf waren am Montag alle 14 Flüge nach Deutschland gestrichen.
Für den öffentlichen Dienst ist die nächste Verhandlungsrunde für diesen Freitag in Potsdam geplant. Die Luftverkehrsbranche wirft Verdi Missbrauch des Streikrechts vor. Es würden sogenannte Warnstreiks als Tarnung für weitreichende Ausstände genutzt und Knotenpunkte der Volkswirtschaft gezielt lahmgelegt, sagte der Eurowings-Chef und Präsident des Branchenverbandes BDL, Jens Bischof. Er verlangte ein «Streikgesetz» mit einer verbindlichen Schlichtung vor Ausständen in der kritischen Infrastruktur. Der aktuelle «Tag des Stillstands» liefere den letzten Anstoss dafür. Die Arbeitgeber kritisierten die Warnstreikausweitung, Verhandlungsführer Christian Huber bezeichnete sie als «nicht zielführend».