Die humanitäre Krise in Mosambik spitzt sich zu. Zuerst kam der Zyklon Idai, dann die riesigen Überschwemmungen und nun droht eine erneute Katastrophe: Krankheiten. Bereits wurden rund 140 Fälle von Cholera bestätigt. Denn zwei Wochen nach dem Wirbelstrum sind immer noch Hunderttausende Menschen obdachlos und haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.
In der Sekundarschule Macharote in der Stadt Dondo sind schon lange keine Schüler mehr zu sehen. Die letzten zwei Wochen waren die Klassenzimmer Massenlager. Massenlager für all die Leute, deren Häuser während des Wirbelsturms weggefegt wurden.
Das Zusammenleben sei schwierig, sagt die 29- jährige Ana João. «Der eine verrichtet sein Geschäft da, wo der andere seine Teller wäscht. Da lauern Krankheiten.» Es sei nicht etwa so, dass sie hier sein wollten, aber sie hätte keine andere Wahl, erklärt sie.
Wir wollen nach Hause. Hier werden wir nur krank.
Gegen tausend Personen hatten in dieser Schule Zuflucht gefunden, haben eng zusammen gepfercht auf dem Boden geschlafen. Ohne Hab und Gut sind sie gekommen, einige haben nicht einmal Schuhe an. Nun will die Regierung die Klassenzimmer frei machen, damit die Kinder wieder zur Schule gehen können. Und um Krankheitsausbrüche vorzubeugen.
Ana João verlässt ihr temporäres Daheim noch so gerne: «Wir wollen nach Hause. Hier werden wir nur krank.» Es habe bereits kranke Kinder hier, die schmutziges Wasser getrunken hätten. Die 29-jährige hat Glück: Sie kann nach Hause und wird dabei unterstützt.
Hilfsorganisationen verteilen Seile, Blachen und Werkzeug, damit Leute wie Ana João ein neues Zuhause bauen können; und das Nötigste, um Krankheiten möglichst zu verhindern.
Die Verantwortliche der Hilfsorganisation präsentiert den Inhalt des grossen Sacks, der an jede Familie verteilt wird: verschliessbare Wasserbehälter für sauberes und dreckiges Wasser, eine Zahnbürste, sowie ein Moskitonetz, das besonders Anklang findet.
Malariafälle steigen
Nach der Überschwemmung bietet Mosambik besonders fruchtbaren Boden für Mücken. Die Fälle von Malaria würden massiv ansteigen, warnen Gesundheitsexperten. Besonders in den Gebieten, die noch immer abgeschnitten sind von Hilfe. Dort sind noch immer Felder überflutet. Trinkwasser und Moskitonetze sind nicht vorhanden.
30 Kilometer weiter im Flüchtlingscamp IFAPA nahe vom Flughafen Beira. Aus solch kaum zugänglichen Gebieten kommen die meisten Menschen hier. Sie können noch nicht nach Hause, auf ihre Grundstücke zurück. Wie der 20-jährige Salmão Paulo Bissene. Er und sein Bruder wurden von einem Boot gerettet, als sie nach der verheerenden Flut im Heimatstädtchen Buzi auf den Häuserdächern ausharrten. Der Rest seiner Familie ist immer noch dort.
«Ich denke oft an meine Familienmitglieder. Wie es ihnen geht. Aber bis heute habe ich kein Lebenszeichen von ihnen», so Bissenne. Der junge Mann und sein Bruder sind im Junggesellen-Zelt untergebracht. Mit ein paar Dutzend Männern schläft er hier am Boden des Flüchtlingszelts. Sobald wie möglich, will er zurück nach Buzi.
Am Zelt marschiert eine Frau in Leuchtweste und einem Megafon vorbei. Sie fordert alle Leute auf, die Kopfschmerzen Fieber oder Durchfall haben, sich sofort bei den Ärzten im Lager zu melden.
Krankheiten verbreiten sich besonders schnell, wenn Leute so eng aufeinander leben. Derzeit sind rund 140'000 Personen in Flüchtlingslagern und Notunterkünften untergebracht. Die Seuchengefahr ist akut.