- Bei seiner Eröffnungsrede zur Münchner Sicherheitskonferenz hat der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor zunehmendem Egoismus und Nationalismus gewarnt.
- Das dringendste Ziel sei es, Europa wieder zu vereinen.
- Steinmeier ging auch mit den Weltmächten USA, China und Russland hart ins Gericht und warf ihnen eine destruktive Politik vor.
In Zeiten eines weltweit wachsenden Nationalismus muss Deutschland nach den Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier viel mehr als zuletzt Europa ins Zentrum seiner Aussenpolitik stellen. «Es ist unser stärkstes, unser elementarstes nationales Interesse. Europa ist der unabdingbare Rahmen für unsere Selbstbehauptung in der Welt».
Deutschland habe zuletzt zu einem Auseinanderdriften der EU beigetragen und solle sich wieder zu seiner grössten Verantwortung bekennen, «die unserem Land zukommt: das geeinte Europa zusammenzuhalten».
Lehren aus dem 2. WK ziehen
Deutschland sei auf Europa angewiesen, es dürfe auf keinen Fall scheitern. Scheitere das europäische Projekt, dann stünden auch die Lehren der deutschen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg infrage.
Das Staatsoberhaupt kritisierte in seiner Analyse der Weltlage USA, China und Russland scharf. «Wir werden heute Zeugen einer zunehmend destruktiven Dynamik der Weltpolitik. Vom Ziel internationaler Zusammenarbeit zur Schaffung einer friedlicheren Welt entfernen wir uns von Jahr zu Jahr weiter.»
Steinmeier sagte weiter: «In diesem Zeitalter führt uns der Rückzug ins Nationale in eine Sackgasse, in eine finstere Zeit.» Es sei «brandgefährlich», wenn weltweit gewachsenes Vertrauen durch den «Rückfall in das Denken von vorgestern» aufs Spiel gesetzt werde. «Deshalb müssen wir uns weiter um die Schaffung einer übernationalen Rechtsordnung bemühen.»
Russland: «Gewaltsame Verschiebung von Grenzen»
Russland habe nicht nur ohne Rücksicht auf das Völkerrecht die Krim annektiert, es habe auch militärische Gewalt und die gewaltsame Verschiebung von Grenzen auf dem europäischen Kontinent wieder zum Mittel der Politik gemacht.
China akzeptiere das Völkerrecht nur selektiv und das Vorgehen im Südchinesischen Meer verstöre ebenso wie das Vorgehen gegen Minderheiten im eigenen Land.
«Und unser engster Verbündeter, die Vereinigten Staaten von Amerika erteilen unter der jetzigen Regierung selbst der Idee einer internationalen Gemeinschaft eine Absage», sagte Steinmeier. Als ob an alle gedacht sei, wenn ein jeder nur an sich denke.
Nato lebt
Steinmeier betonte in seiner Rede auch die Bedeutung der Nato für Europa und reagierte damit auf den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der das Bündnis für «hirntot» erklärt und für mehr europäische Eigenständigkeit plädiert hatte.
«Wenn wir dieses Europa auch in Fragen der Sicherheit zusammenhalten wollen, dann reicht es nicht, allein die Europäische Union sicherheitspolitisch und militärisch stark zu machen, wir müssen auch in die transatlantische Bindung weiter investieren.»