Finanziell steht es um das internationale Komitee des Roten Kreuz IKRK nicht gut. 400 Millionen Franken müssen eingespart werden. 1800 Mitarbeitende werden entlassen. Nun äussert sich IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger erstmals dazu.
SRF News: Wie schwierig ist die Lage beim IKRK derzeit?
Mirjana Spoljaric Egger: Es ist vor allem eine schwierige Situation für unsere betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben Unterstützungsmassnahmen getroffen. Wir begleiten unsere Kolleginnen und Kollegen und achten darauf, dass die Auswirkungen auf die Familien so klein wie möglich sind.
Die Arbeit im Feld geht weiter. Unabhängig davon, ob das Geld auf den Banken liegt. Wie schaffen sie das?
Es ist ein tägliches Abwägen. Wir müssen unser ganzes System darauf ausrichten.
Wir müssen priorisieren, wo wir einschreiten, wo wir Hilfe leisten können.
Und wir müssen schauen, dass wir mit der Liquidität, die wir haben, klarkommen. Wir müssen priorisieren, wo wir einschreiten können, wo wir Hilfe leisten können und wo nicht.
Sie sprechend derzeit mit den wichtigen Geberländern. Wie gehen Sie da vor?
Auf Regierungsstufe erkläre ich die aktuelle Lage. Gemeinsam mit unseren Partnern schauen wir, wie sie uns unterstützen können.
Wir werden den operativen Fokus auf das Feld ausrichten.
Nur so können wir die finanzielle Situation, die im Moment sehr eng ist, überbrücken. Gleichzeitig sprechen wir über die neue Strategie des IKRK, über die Tatsache, dass wir unseren operativen Fokus auf das Feld ausrichten werden.
Die Schweiz gehört zu den Hauptgeberländern. Was erwarten Sie von ihr?
Die Gespräche laufen auf allen Stufen. Die Schweiz kennt das IKRK bestens und das IKRK kennt die Schweiz.
Es geht nicht um gegenseitige Erwartungen.
Das sind sehr offene und konstruktive Gespräche. Da geht es nicht um gegenseitige Erwartungen. Es geht um die bestmögliche Lösung.
Sie hatten ein Budget von 2.8 Milliarden vorgesehen. Das mussten Sie kürzen – es fehlen 400 Millionen. Hoffen Sie in dieser Situation auf eine grössere finanzielle Unterstützung von der Schweiz?
Genau, es fehlen 400 Millionen. Das ist der Grund, weshalb ich die grössten Geberländer, darunter auch die Schweiz, darum bitte, dass sie ihre Beiträge erhöhen. Auch fürs nächste Jahr müssen wir die finanziellen Engpässe voraussehen.
Welche Reformen haben sie angestossen, um das IKRK in der Chefetage neu aufzustellen?
Wir überprüfen derzeit die wichtigsten Management-Strukturen. Daraus erarbeiten wir, wie wir die finanzielle und die operative Nachhaltigkeit des IKRK gewähren können.
Schaffen sie es, mit den geplanten Einsparungen das Finanzsystem zu stabilisieren?
Wir werden die Stabilisierung unseres Finanzsystems auf lange Sicht angehen. Das heisst, wir werden sämtliche Programme überprüfen, ob wir sie aufrechterhalten können. Gleichzeitig werden wir unseren operativen Fokus schärfen.
Wir werden uns weiter für die Wahrung des internationalen Völkerrechts einsetzen.
Wir werden in jenen Regionen und Konfliktgebieten tätig sein, wo wir einen Mehrwert leisten können. Wir werden weiter die Rechte der Zivilbevölkerung in Konfliktgebieten schützen und wir werden Konfliktlinien überschreiten, damit wir auf beiden Seiten helfen können. Und wir werden uns für die Wahrung des internationalen Völkerrechts einsetzen.
Das Gespräch führte Natascha Schwyn.