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Stimmen aus den USA Was denkt man in Amerika über Trumps erste Wochen im Amt?

Die Reaktionen auf die ersten Wochen der Trump-Präsidentschaft könnten gegensätzlicher nicht sein: Seine Anhängerinnen und Anhänger bejubeln sein Vorgehen – Demokratinnen und Demokraten machen sich Sorgen.

Richard ist mit seiner kleinen Tochter zu einer Demonstration in der Innenstadt von Washington gekommen. Er sagt, er habe Trumps Dekrete gelesen und sei schockiert. Die Erlasse seien illegal und verstiessen gegen alles, woran Menschen wie er glaubten. «Sie haben mich schockiert, weil sie gegen alles verstossen, was wir in der Vergangenheit in das Gesetzbuch geschrieben haben.»

Wenn die Menschen nicht auf die Strasse gehen und für die Demokratie kämpfen, ist dieses 250 Jahre alte Experiment vorbei.
Autor: Elizabeth und Paula Teilnehmerinnen an Anti-Trump-Demonstration in Washington D.C.

Die beiden Schwestern Elizabeth und Paula machen sich Sorgen um die Demokratie und finden es wichtig, dass die Menschen auf der Strasse dafür kämpften. «Wenn die Menschen nicht auf die Strasse gehen und für die Demokratie kämpfen, ist dieses 250 Jahre alte Experiment vorbei. Wir müssen die Leute auf die Strasse bringen und wir dürfen nicht müde werden, wir müssen weiterkämpfen.»

Menschenmenge mit Protestschildern bei einer Kundgebung.
Legende: In der Innenstadt von Washington finden täglich kleinere oder grössere Demonstrationen gegen das Vorgehen von Donald Trump und Elon Musk statt. Vor dem Bürokomplex von Musks Unternehmen SpaceX oder vor Regierungsgebäuden. REUTERS/Craig Hudson/File Photo

Paula hofft, dass die Gerichte Trumps Handeln stoppen. «Es vergeht keine Woche, in der er nicht etwas Illegales tut.»

Wir können nur hoffen, dass der Kongress aufhört damit, seine Macht an Trump abzugeben.
Autor: Jamie Teilnehmerin an Anti-Trump-Demonstration in Washington D.C.

Andere wie Jamie hoffen, dass der Kongress Trump stoppen wird. «Wir können nur hoffen, dass der Kongress aufhört damit, seine Macht an Trump abzugeben. Aber es ist schon viel Schaden angerichtet worden.»

Auf der republikanischen Seite sieht alles ganz anders aus

Viele Menschen in der Hauptstadt sind beunruhigt. Washington ist eine Hochburg der Demokraten. Laut einer aktuellen Umfrage der «Washington Post» lehnen neun von zehn demokratischen Wählerinnen und Wählern die Massnahmen von Donald Trump ab.

Bei den republikanischen Wählerinnen und Wählern ist die Zwischenbilanz genau umgekehrt. Die Mehrheit begrüsst das Vorgehen des neuen Präsidenten Trump. Seine Anhängerinnen und Anhänger treffen sich dieser Tage etwas ausserhalb von Washington an der Conservative Political Action Conference (CPAC).

Messestand mit Donald Trump Bild, Hüte und Besucher.
Legende: Donald Trump ist an der CPAC omnipräsent. Kritische Stimmen gibt es vor Ort kaum zu hören. EPA/WILL OLIVER

Und sie sind begeistert. Chris aus Missouri sagt, es sei fantastisch, dass mit Trump nun jemand im Weissen Haus sitze, der sich um die amerikanische Bevölkerung kümmere. «Er ist fantastisch! Wir brauchten jemanden im Weissen Haus, der sich um das amerikanische Volk kümmert.» Sie habe das Gefühl, dass Trump einen weltweiten Dominoeffekt ausgelöst habe, fügt sie hinzu.

Die Medien zeichnen ein falsches Bild von dem, was passiert.
Autor: Chris CPAC-Teilnehmerin

Damit spricht sie die eingefrorenen Gelder der amerikanischen Entwicklungszusammenarbeit an. Auf die Frage nach den weltweit zum Teil verheerenden Folgen antwortet sie, dass es eine Erfindung der Medien sei, dass die Menschen deswegen kein Essen, keine Kleidung und kein Dach über dem Kopf mehr hätten. «Die Medien zeichnen ein falsches Bild von dem, was passiert. Niemand wird ohne Nahrung, Kleidung oder Unterkunft da stehen.»

Es sei richtig, radikal aufzuräumen, findet auch Josh aus New Mexico. Donald Trump rette die Welt. «Der einzige Weg, um aufzuräumen, besteht darin, alles einmal herunterzufahren.»

Wir – das Volk – haben das Sagen. Und erlauben Trump, diese Dinge zu tun.
Autor: Josh CPAC-Teilnehmer

Josh sieht kein Problem darin, dass Trump versucht, seine Macht auszubauen und sich über den Kongress zu stellen. Denn genau diese Macht hätten sie ihm gegeben. «Wir – das Volk – haben das Sagen. Und wir haben Präsident Trump erlaubt, diese Dinge zu tun.»

Kritische Stimmen sind hier keine zu hören. Es ist, als wäre man in einer anderen Welt. Rund 15 Kilometer vom Stadtzentrum Washingtons entfernt.

Wie sieht es im Rest des Landes aus?

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Kritik von Leuten, die Trump ihre Stimme gegeben haben, gibt es bis jetzt nur vereinzelt und in erster Linie von solchen, die von seinen Massnahmen direkt betroffen sind. Zum Beispiel die Landwirtinnen und Landwirte im Bundesstaat Kansas. Sie konnten bis anhin bis zu einem Drittel ihrer Getreideernte für das Hilfsprogramm «Food for Peace liefern», das Präsident Eisenhower vor rund 70 Jahren ins Leben gerufen hat.

Die Betriebe hatten sich über Generationen darauf eingestellt, ein Teil ihrer Ernte zu fairen Preisen verkaufen zu können. Weil Trump die Entwicklungszusammenarbeit gestoppt hat, ist sehen manche Farmer ihre Existenz bedroht.

Ein anderes Beispiel sind entlassene Rangers in Nationalparks. Auch da sind Menschen in ländlichen Gebieten betroffen, die vorwiegend Trump gewählt hatten.

Die Massnahmen treffen längst nicht nur Bundesangestellte in Büros in Washington. Zählt man auch die als unabhängig registrierten Wählerinnen und Wähler, ist gemäss Umfrage der «Washington Post» inzwischen eine knappe Mehrheit der US-Bevölkerung nicht mit Trumps Vorgehen einverstanden und findet, er habe seine Macht überschritten.

Echo der Zeit, 21.02.25, 18 Uhr

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