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Ein wichtiges Abkommen – aber keine endgültige Beilegung des Gebietsstreits
Aus SRF 4 News aktuell vom 22.10.2024. Bild: Imago/Adil Abbas
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Streit Indien – China Delhi und Peking entschärfen Grenzkonflikt um Ladakh

Es sollen wieder Grenzpatrouillen im Himalaja möglich werden. Doch der Streit um die Grenzgebiete wird nicht wirklich gelöst.

Darum geht es: Indien und China haben einen wichtigen Schritt zur Entschärfung ihres Grenzstreits gemacht. Laut Angaben der indischen Regierung haben beide Seiten ein Abkommen geschlossen. Dieses legt die Militärpatrouillen beider Seiten entlang der Demarkationslinie in den Grenzregionen fest. Der indische Aussenminister sprach im indischen Fernsehen von einer «positiven Entwicklung». China äusserte sich bislang nicht zu dem Thema. Die Wiener Politologin und Expertin für China/Indien, Velina Tchakarova, nennt ihrerseits das Abkommen einen «bedeutenden diplomatischen Durchbruch».

Zusammenhang mit Brics-Treffen?

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Legende: Russlands Machthaber Putin richtet den diesjährigen Brics-Gipfel aus. Reuters/Alexander Zemlianichenko

Die Ankündigung Indiens erfolgt just zum Beginn des Gipfeltreffens der Brics-Staatengruppe in Russland. Zur Kerngruppe der Brics gehören neben Russland, China und Indien auch Brasilien und Südafrika. Zu Jahresbeginn traten dem Zusammenschluss auch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate bei.

Die Vorgeschichte: Seit 2020 hat sich der Grenzstreit zwischen den beiden Ländern vor allem in der Region des östlichen Ladakhs verschärft. Damals waren bei einem Zusammenstoss von indischen und chinesischen Grenzsoldaten mindestens 20 Inder sowie mehrere Chinesen getötet worden. Es war der gravierendste Grenzzwischenfall zwischen den beiden Atommächten seit Jahrzehnten. Anschliessend hatte es Deeskalationsgespräche von Militärvertretern gegeben, doch der schwelende Konflikt konnte nicht wirklich beigelegt werden.

Die Massnahmen: In den letzten vier Jahren blockierten sich beide Seiten entlang der gemeinsamen Grenze. Doch mit dem neuen Abkommen könnten indische Grenztruppen nun zu bestimmten Zonen wieder Patrouillen aufnehmen wie vor dem Zwischenfall 2020, hiess es aus Delhi. «Das Abkommen zeigt die Bereitschaft beider Seiten, Konflikte durch Verhandlungen zu lösen – und das ohne aussenstehende Vermittler», sagt Politologin Tchakarova. Allerdings bleibe der territoriale Konflikt, was die konkret beanspruchten Gebiete angeht, weiterhin ungelöst.

Indien verfolgt eine sehr ambitionierte Agenda – deshalb wird sich die Konkurrenz mit China weiter verschärfen.
Autor: Velina Tchakarova Politikwissenschaftlerin mit Fokus China/Indien in Österreich

Historischer Streit: China und Indien haben unterschiedliche Vorstellungen vom Verlauf der Grenzlinie in dem gebirgigen Gebiet im Osten des Himalajas. 1962 hatten die beiden Atommächte deswegen sogar einen kurzen, aber heftigen Grenzkrieg geführt. 1993 wurde dann eine Vereinbarung zwischen Peking und Delhi getroffen, die eine Eskalation der Situation bis 2020 verhinderte. Und 1997 wurde vereinbart, dass – sollte es trotzdem zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung der Truppen beider Seiten kommen – keine Schusswaffen eingesetzt werden. So wurde der tödliche Zusammenstoss 2020 denn auch mit Knüppeln und Steinen geführt.

Aufgeladener Konflikt: «Das neue Abkommen zwischen China und Indien allein wird nicht ausreichen, um die grossen geopolitischen und territorialen Differenzen vollständig zu lösen», sagt Tchakarova. Solange die Gebietsansprüche im Ladakh nicht geregelt seien, bleibe das Risiko neuer Spannungen bestehen. Ausserdem konkurrierten China und Indien inzwischen um regionalen und wirtschaftlichen Einfluss in Asien – und darüber hinaus. Und: «Indien verfolgt eine sehr ambitionierte geopolitische und ökonomische Agenda – deshalb wird sich die Konkurrenz mit China weiter verschärfen», so die Expertin.

SRF 4 News aktuell, 22.10.2024, 9:40 Uhr ; 

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