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Der Streit dreht sich vor allem um die Gasvorkommen im Meer
Aus SRF 4 News aktuell vom 07.10.2022. Bild: Reuters/Ari Rabinovitch
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Streitkräfte alarmbereit Israel und Libanon streiten um Seegrenzen

Ein von den USA vermittelter Kompromiss ist in Gefahr. Nun drohen sich die Spannungen wieder zu verschärfen.

Das Verhältnis zwischen Israel und Libanon ist kompliziert. Offiziell sind die beiden Länder immer noch im Krieg. Schon seit längerem wird über den Verlauf der gemeinsamen Seegrenze verhandelt. Die USA versuchten zu vermitteln und präsentierten auch einen Kompromiss. 

Doch jetzt ist klar: Israel lehnt diesen Vorschlag ab – und hat die eigenen Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Israel mache keine Kompromisse in Sicherheitsfragen, sagt die ehemalige SRF-Nahost-Korrespondentin Susanne Brunner dazu. Aber auch in Libanon habe es Widerstand gegen das Abkommen gegeben.

Libanon braucht Geld

Eines vorneweg: Der genaue Inhalt des nun gescheiterten Abkommens ist nicht bekannt. Trotzdem seien gewisse Punkte durchgesickert, führt Brunner weiter aus.

Kern des Vorschlags soll gewesen sein, dass Libanon in einem der umstrittenen Gebiete vor der Küste Libanons und Israels bohren und nach Gas suchen könnte, aber dann einen Teil des Profits an Israel abgeben müsste. Damit ist Libanon gemäss Brunner allerdings nun doch nicht einverstanden.

Umstrittenes Gasfeld an Israels Fördersystem angeschlossen

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Trotz fehlender Einigung mit Libanon im Streit um die künftige Seegrenze ist das Gasfeld Karisch im Mittelmeer bereits an Israels nationales Fördersystem angeschlossen worden. Das britisch-griechische Unternehmen Energean teilte am Sonntag mit, als Teil eines Tests sei erstmals Gas in umgekehrter Richtung, also von der Küste in Richtung Plattform, transportiert worden. Es handelt sich noch nicht um den Beginn der Gasförderung, sondern eine Prüfung der Systeme.

Das Gasfeld ist Teil eines Streits um ein Meeresgebiet, das sowohl Israel als auch der Libanon als ausschliessliche Wirtschaftszone beanspruchen. Der jahrzehntelange Konflikt um den Grenzverlauf hatte sich nach der Entdeckung von Erdgas-Ressourcen weiter verschärft. Israel will so bald wie möglich mit der Gasförderung aus dem Karisch-Gasfeld beginnen. Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah hatte den Beginn der Förderung vor einer Einigung als «rote Linie» bezeichnet. Israel hatte an der Plattform Anfang Juli mehrere Drohnen der Hisbollah abgeschossen. (dpa)

Gleichzeitig schwelt im Hintergrund seit Jahren ein grösserer Streit: nämlich um die Seegrenze zwischen den beiden Länder. Vor den Küsten Israels und Libanons gibt es nämlich eine Fläche, die besonders umstritten ist – auch wenn Brunner festhält, dass dieser Disput eigentlich bereits vor Jahren verhandelt und ausgeräumt wurde. Damals hatte es «die libanesische Regierung schlicht verschlafen», ihren Anspruch geltend zu machen, erinnert sich die Journalistin.

Als Israel in jenem Gebiet später Gas fand und dieses exportieren konnte, fühlte sich Libanon trotz der Vorgeschichte über den Tisch gezogen.

Ein Fischer an der Küste von Israel.
Legende: Über die Seegrenze zwischen Israel und Libanon wird seit Jahren gestritten und verhandelt. Reuters/Aziz Taher

Die Neuauflage des Streits muss man auch vor dem Hintergrund sehen, dass sich Libanon in einer schlimmen Situation befindet. Vier von fünf Personen sind arm, der Staat sucht dringend nach Geldquellen.

Mit der aktuellen Gasknappheit in Europa sieht man hier grosse Möglichkeiten, auch wenn die Regierung im eigenen, unbestrittenen Teil des Seegebiets noch gar nicht angefangen hat, nach Gas zu suchen.

Israel hat natürlich einen Grund, Angst zu haben.
Autor: Susanne Brunner Journalistin

Aber wieso wurde ein Abkommen, das eigentlich bereits abgeschlossen worden war, neu ausgehandelt? Grund dafür seien Druckversuche der libanesischen Regierung. Oder besser: der Hisbollah.

Diese hat gemäss Susanne Brunner Israel mit Krieg gedroht, wenn sich Israel Verhandlungen verweigern würde. Brunner: «Israel hat natürlich einen Grund, Angst zu haben.»

Eine explosive Mischung

Ausserdem herrscht in Israel aktuell Wahlkampf. Und die Hardliner im Land betonen den israelischen Anspruch auf das Gas. «Es bleibt wenig Raum für einen Kompromissvorschlag», sagt Brunner – auch wenn sich die USA noch immer zuversichtlich geben, eine Lösung zu finden.

Kann trotz der Bemühungen der Biden-Administration kein Konsens erzielt werden, bleibt das Potenzial für weitere Eskalationen. «Die Daseinsberechtigung der Hisbollah ist die Bekämpfung Israels», führt Brunner aus.

Auf der Gegenseite dürfte im Wahlkampf in Israel mit einer harten Haltung gegen die von Iran unterstützten Islamisten gepunktet werden. «Es regiert nicht die Vernunft. Gibt es kein Abkommen, werden die Spannungen steigen», so die Einschätzung der Nahost-Kennerin.

SRF 4 News, 07.10.2022, 08:50 Uhr ; 

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