Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hat dem seiner Partei wohlgesonnenen Moderator von Fox News, Tucker Carlson, exklusiv Zehntausende Stunden Videomaterial von der Stürmung des Kapitols überlassen.
Der rechte Talkmaster zeigte am Montag- und Dienstagabend einige ausgewählte Bilder und kommentierte diese ganz im Sinne von Ex-Präsident Donald Trump, der immer wieder fälschlich behauptet, damals seien lediglich friedliche Demonstranten unterwegs gewesen.
«Die Aufnahmen zeigen weder einen Aufstand noch einen Aufruhr im Gange», sagte Carlson. Vermutlich hätten Bundesagenten die Gewalt angestachelt, behauptete er, ohne dies irgendwie belegen zu können.
Auch Republikaner äusserten sich kritisch
Der Chef der Kapitol-Polizei, Tom Manger, nannte Carlsons Zusammenschnitt des Videomaterials irreführend. «Die Sendung wählte zweckdienlich die ruhigeren Momente unserer 41'000 Stunden Videomaterial aus», kritisierte er in einem internen Memo, das US-Medien vorliegt. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, nannte Carlsons Sendung eine «der beschämendsten Stunden, die wir je im Fernsehen gesehen haben».
Aber auch Republikaner äusserten sich kritisch. Der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, wertete es als «Fehler», dass Fox News die Erstürmung des US-Kapitols auf diese Weise darstellte. «Meiner Meinung nach beschreibt der Chef der Kapitolpolizei korrekt, was die meisten von uns am 6. Januar aus erster Hand miterlebt haben.»
Der republikanische Senator Mitt Romney nannte Carlsons Sendung «absurd» und «Unsinn». Andere Republikaner aus dem Repräsentantenhaus lobten die Sendung hingegen.
Strafrechtliche Konsequenzen für Trump offen
Kevin McCarthy hatte die Zusammenarbeit seiner Partei mit dem Untersuchungsausschuss in der Parlamentskammer zur Kapitol-Attacke sabotiert und die Weitergabe des Videomaterials an Carlson am Dienstag erneut verteidigt. Der Ausschuss hatte die Attacke aufgearbeitet und kurz vor Weihnachten seinen Abschlussbericht vorgelegt, in dem Trump massgebliche Verantwortung für die Erstürmung des Kapitols zugewiesen wurde.
Das Gremium empfahl auch eine strafrechtliche Verfolgung des früheren Präsidenten in mehreren Anklagepunkten. Ob das Justizministerium tatsächlich strafrechtliche Schritte gegen Trump einleiten wird, ist offen, denn die Empfehlung ist rechtlich nicht bindend.