«Sólo el pueblo salva al pueblo» – «Nur das Volk rettet das Volk». Diesen Satz posten gerade viele Menschen in Spanien in den sozialen Medien. Sie ehren damit die Tausenden Freiwilligen, die in den Dörfern und Städten rund um Valencia beim Aufräumen helfen, Lebensmittel oder Kleider spenden.
Mit dem Slogan wollen die Leute aber auch unterstreichen, wie sehr sie von der Politik und der Verwaltung enttäuscht sind.
König und Premier im Katastrophengebiet
Am Sonntag trugen Protestierende ihre Wut und Enttäuschung in Paiporta auf die Strasse. In dem südlichen Vorort von Valencia starben allein 62 Menschen in den Fluten. «Sie sind vier Tage zu spät», sagte ein Jugendlicher zu König Felipe.
Das Königspaar war zusammen mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez und Regionalpräsident Carlos Mazón nach Paiporta gereist.
Vereinzelt kam es dabei zu Handgreiflichkeiten, einige warfen Dreck-Klumpen in Richtung des Königspaares. Und Regierungschef Sánchez wurde vorzeitig in Sicherheit gebracht: Medien berichten, Sánchez sei von einer Schaufel an der Schulter getroffen worden. Und im Hintergrund rief die Menge: «Mörder, Mörder!»
Rechtsextreme heizten Protest an
Expertinnen und Experten sind sich darin einig, dass die Behörden nach den Unwettern vor einer Woche zu spät reagiert haben. «Wahrscheinlich hätten Menschenleben gerettet werden können, wenn die Behörden rechtzeitig gewarnt hätten», sagt der Politologe Toni Rodón von der Universität Pompeu Fabra in Barcelona.
Gleichzeitig hätten aber Gruppen von Rechtsextremen versucht, aus der Situation Kapital zu schlagen. Das alles habe zu den Protesten beigetragen. Auch der spanische Innenminister hat den Verdacht geäussert, dass organisierte rechte Gruppen versucht hätten, die Proteste in Paiporta aufzuheizen.
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Bild 1 von 24. Normalität ist in diesem Ausnahmezustand, hier in Paiporta nahe Valencia, kaum möglich. Eine Frau schiebt einen Einkaufswagen mit Lebensmitteln durch eine schlammige Strasse. (3.11.2024). Bildquelle: Keystone/Hugo Torres.
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Bild 2 von 24. Eine von den Überschwemmungen betroffene Strasse in Paiporta in der Nähe von Valencia, dem Zentrum des Sturms. (2.11.2024). Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 3 von 24. Die ersten Freiwilligen verliessen am Samstagmorgen in bereitgestellten Bussen die Stadt und kehren am Nachmittag zurück. Dann werden weitere Gruppen in die Überschwemmungsgebiete gebracht, wie Europapress berichtete. (2.11.2024). Bildquelle: Keystone / AP, ANGEL GARCIA.
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Bild 4 von 24. Mitglieder von Such- und Rettungsteams suchen auch am Samstag weiter nach Vermissten. (2.11.2024). Bildquelle: Reuters / Bruna Casas.
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Bild 5 von 24. Noch immer werden viele Menschen vermisst, sagte Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Freitagabend. Viele Menschen werden in Autos vermutet. (1.11.2024). Bildquelle: Reuters / Susana Vera.
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Bild 6 von 24. Die Flut in Paiporta, einem Vorort von Valencia, hat eine Flusspromenade verwüstet. (1.11.2024). Bildquelle: REUTERS / Nacho Doce .
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Bild 7 von 24. Am Freitag haben sich tausende Freiwillige auf den Weg in die östlichen Stadtteile Valencias gemacht, um im Katastrophengebiet zu helfen. Viele brachten Schaufeln, Wischer und Wasserkanister. (1.11.2024). Bildquelle: Keystone / EPA, ANA ESCOBAR.
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Bild 8 von 24. Aufräumarbeiten in Valencia. (1.11.2024). Bildquelle: REUTERS / Susana Vera.
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Bild 9 von 24. Die Wassermassen machten auch keinen Halt vor diesem Supermarkt in Valencia. (31.10.2024). Bildquelle: Keystone / AP Photo, Manu Fernandez.
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Bild 10 von 24. Die Suche nach Vermissten läuft noch. (31.10.2024). Bildquelle: Kaystone / AP Photo, Alberto Saiz.
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Bild 11 von 24. Der Alltag in den betroffenen Gebieten ist vielerorts zum Erliegen gekommen. (31.10.2024). Bildquelle: Keystone / EPA, Manuel Bruque.
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Bild 12 von 24. An gewissen Ortschaften sind die Aufräumarbeiten bereits angelaufen, wie hier in der Stadt Utiel in der Provinz Valencia. (30.10.2024) . Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 13 von 24. Die Fluten haben in der Stadt grosse Schäden hinterlassen. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 14 von 24. Dutzende Häuser müssen vom Schlamm befreit werden.(30.10.2024). Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 15 von 24. In Valencia müssen Autos von der Strasse entfernt werden. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / AP Photo, Alberto Saiz.
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Bild 16 von 24. Dort liegen überall Trümmer. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / MANUEL BRUQUE.
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Bild 17 von 24. In Valencia selbst war der Fluss Turia über die Ufer getreten. (30.10.2024). Bildquelle: IMAGO / Rober Solsona.
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Bild 18 von 24. Am Tag nach dem Unwetter ist die Lage in den Strassen Valencias chaotisch. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone /AP Photo, Alberto Saiz.
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Bild 19 von 24. Die Bewohner Valencias standen zum Teil knietief im Wasser. (30.10.2024) . Bildquelle: Keystone / Alberto Saiz.
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Bild 20 von 24. Rettungskräfte mussten Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt aus ihren Häusern befreien. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / Alberto Saiz.
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Bild 21 von 24. Auch das Dorf Letur Albacete wurde schwer getroffen. Die Einsatzkräfte suchten am Mittwoch noch nach Vermissten. (30.10.2024) . Bildquelle: IMAGO images / Víctor Fernández.
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Bild 22 von 24. Am Vortag wurden im Dorf die Menschen noch aus ihren Häusern evakuiert. (29.10.2024). Bildquelle: Keystone / Víctor Fernández.
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Bild 23 von 24. Auch in der Stadt Alora in Málaga wurden Autos von den Schlamm- und Wassermassen weggeschwemmt, nachdem ein Fluss sein Bett verliess. (29.10.2024). Bildquelle: Keystone / Gregorio Marrero .
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Bild 24 von 24. Zu diesem Zeitpunkt stieg der Pegel des Flusses in Alora noch immer an. (29.10.2024). Bildquelle: Keystone / Gregorio Marrero.
Die Regierung von Ministerpräsident Sánchez steht auf eher wackeligen Beinen. Nach den Wahlen im vergangenen Jahr konnte er sich nur an der Macht halten, weil er katalanischen Separatisten Straffreiheit versprach. Eine Schwäche, die die Opposition immer wieder auszunutzen versucht.
Wird die Katastrophe politisch missbraucht?
Die etablierten Parteien hätten es aber ganz allgemein schwer in Spanien, sagt Politikberater Eduardo Bayón. «Viele Menschen misstrauen der Politik und lehnen sie ab.» Die Unzufriedenheit der Bevölkerung in Paiporta müsse man auch in diesem Kontext sehen. Doch es zeichne sich nicht ab, dass die Regierung von Sánchez nach dem Unwetter geschwächt werde.
Alles deutet darauf hin, dass die Rechten die Situation ausnutzen, um Fake News zu verbreiten.
Das sieht auch Politologe Toni Rodón so. Allerdings könnte es sein, dass die rechten Parteien profitierten. Das werde man bei der nächsten Umfrage in einigen Wochen sehen. «Alles deutet darauf hin, dass sie die Situation ausnutzen, um Fake News und ihre Botschaften zu verbreiten.»
«Sólo el pueblo salva al pueblo» – «Das Volk hilft sich. Doch der Staat versagt». Es ist dies ein Narrativ, das momentan offenbar vor allem von rechter Seite genutzt wird, um aus der Notsituation Kapital zu schlagen.
Fakt ist: Jetzt untersuchen auch die Behörden, ob am Sonntag in Paiporta rechte Gruppierungen aktiv waren, um die Proteste gegen den König und den Regierungschef anzuheizen.