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Sudan-Konflikt Hunderttausende im Sudan von Hungertod bedroht

Trotz Oberhand der Regierungsarmee über die Milizen bleibe die Lage katastrophal, sagt Sudan-Experte Roman Deckert. Der Stopp der USAID-Mittel trifft die Geflüchteten zusätzlich.

Bis zum Jahreswechsel waren die Milizen der Rapid Support Forces (RSF) im Sudan noch auf dem Vormarsch und man ging davon aus, dass sie das ganze Land erobern würden. Seit einigen Monaten haben sich nun aber die Machtverhältnisse im Bürgerkrieg zugunsten der regulären Armee verschoben.

Die Regierungstruppen haben weite Teile vor allem im Südosten des Landes zurückerobert und die Entscheidungsschlacht um die Hauptstadt Khartum steht bevor, wie Roman Deckert erklärt, Sudan-Analyst bei der NGO Media in Cooperation and Transition (MiCT) in Genf.

Omdurman
Legende: Menschen feiern im Januar 2025 in Omdurman die Rückeroberung der Milizen-Hochburg Wad Madani in Zentralsudan durch die Regierungstruppen. Sie machten in den letzten Wochen vor allem im Grossraum Khartum und im landwirtschaftlich wichtigen Bundesstaat Dschasira Gebietsgewinne. Die RSF kontrolliert weiterhin den grössten Teil der Region Darfur. Imago/Xinhua/Mohamed Khidir

Dass die Armee die Oberhand zurückerlangt hat, liegt laut Deckert zum einen an der Lieferung von Drohnen durch den Iran, die auch im Sudan einen grossen Vorteil im Krieg ausmachen.

Druck aus USA auf Emirate

Zum anderen sei die RSF offenbar geschwächt und habe ihre Kräfte an verschiedenen Fronten überschätzt, schätzt Deckert. Die Milizen erhielten zugleich weniger Nachschub von den Vereinigten Arabischen Emiraten, die auf Druck der USA ihre Unterstützung gedrosselt hätten. Dies nach einem demokratischen Veto im Auswärtigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses gegen weitere Waffenlieferungen an die Emirate.

Der Druck sei also bisher nicht direkt von der neuen Trump-Administration ausgegangen. Doch insbesondere die Konzertabsage des US-Rappers Macklemore in der Stadt Dubai mit explizitem Bezug auf die Rolle der Emirate im schrecklichen Krieg dürfte laut Deckert auf demokratischer Seite mitgespielt haben.

Die Zahlen im Sudan sprengen jede Vorstellungskraft.
Autor: Roman Deckert Media in Cooperation and Transition (MiCT)

Die humanitäre Lage im Sudan ist derweil schlimmer denn je. Die Zahlen sprengen eigentlich jede Vorstellungskraft, wie Decker sagt: Fast 14 Millionen Menschen wurden gewaltsam vertrieben, davon knapp neun Millionen im eigenen Land. Fast vier Millionen sind ins benachbarte Ausland geflüchtet.

Über 30 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen brauchen dringend humanitäre Unterstützung. Das sind über 60 Prozent der Bevölkerung. Die Zahl der Todesopfer wird auf bisher 300'000 geschätzt.

Suppenküche.
Legende: Freiwillige kochen im Frühling 2024 in Omdurman im Sudan für Hilfsbedürftige. Imago/Xinhua/Mohamed Khidir

Suppenküchen fallen weg

Bisher hatten die so genannten Nachbarschaftskomitees in fast allen Landesteilen dafür gesorgt, dass die Bevölkerung weiter ernährt wird. Diese Suppenküchen wurden vor allem mit Spenden aus der sudanesischen Diaspora betrieben und eben auch mit Geldern der amerikanischen Behörde für Entwicklungs­zusammen­arbeit USAID.

Blechdose.
Legende: Blechdose von USAID-Speiseöl, gefüllt mit Getreide. Bild vom Januar 2024 in der Stadt Renk im Bundesstaat Upper Nile im Nordosten des Südsudan. Hier kommen die meisten Menschen an, die vor dem Krieg im Sudan flüchten. Imago/Joerg Boethling

Der Stopp der USAID-Gelder hat laut Deckert bereits zur Schliessung dieser Suppenküchen geführt. Befürchtet wird, dass sich die Lage in den nächsten Wochen und Monaten weiter verschlechtert: «Hunderttausende, wenn nicht Millionen Menschen sind damit direkt vom Hungertod bedroht.»

Die Regierungsarmee zeigt kein Interesse an einer politischen Lösung am Verhandlungstisch.
Autor: Roman Deckert Media in Cooperation and Transition (MiCT)

Die Schwächung der RSF-Milizen und die internationale Unterstützung der regulären Armee kann laut Deckert kaum als ein erster Schritt in Richtung Frieden gedeutet werden. Denn die Regierungsarmee zeige kein Interesse an einer politischen Lösung am Verhandlungstisch. Eine militärische Lösung wiederum werde es nicht geben. Das zeige die Geschichte des Sudans.

SRF 4 News, 13.3.2025, 6:18 Uhr ; 

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