Die neusten Entwicklungen: Das Regime Assad in Syrien ist Geschichte. Machthaber Baschar al-Assad hat die Hauptstadt Damaskus in der Nacht auf Sonntag mit unbekanntem Ziel verlassen. Zuvor hatten die Rebellen ihre Offensive auf Damaskus gestartet. Rasch drangen sie in die Hauptstadt ein. Ein syrischer Armeeoffizier teilte nur Stunden später mit, die Armeeführung habe ihre Offiziere darüber informiert, dass die Herrschaft von Präsident Baschar al-Assad nach einer Blitzoffensive der Rebellen beendet sei.
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So verlief die Rebellenoffensive: Die Offensive der von der Gruppierung Haiat Tahrir al-Scham angeführten islamistischen Rebellenallianz begann erst vor wenigen Tagen. Sehr rasch eroberten die teils von der Türkei unterstützten Milizen von der Region Idlib aus die Stadt Aleppo, danach auch Hama und am Samstag schliesslich Homs und später Damaskus. Auch im Süden des Landes rückten die Aufständischen vor: Sie eroberten Daraa und marschierten auf Damaskus. Die syrische Armee leistete dabei offenbar kaum Widerstand. Unklar ist, ob sie dazu nicht in der Lage war – oder nicht willens.
Kontrolle über die Wüste: Im Zuge des raschen Vormarsches der islamistischen Rebellengruppen eroberten die von den USA unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) in den letzten Tagen die Regionalhauptstadt Deir es-Sor im Osten Syriens. Zudem übernahmen sie den wichtigsten Grenzübergang zum Irak und damit effektiv die Kontrolle über die weite Wüste im Osten Syriens.
Menschen in Syrien feiern den Sturz des Assad-Regimes
Wo sind die Russen? Moskau unterstützte das Regime Assad seit September 2015 massiv militärisch, vor allem mit Luftangriffen auf die islamistischen Rebellen. Noch in den vergangenen Tagen flog die russische Luftwaffe nach eigenen Angaben Angriffe auf Ziele in den Provinzen Idlib, Hama und Aleppo, um den Vormarsch der Aufständischen zu bremsen. Noch vor wenigen Tagen hatte Moskau betont, man stehe fest an der Seite Assads. Jetzt hat man den syrischen Machthaber offenbar fallen gelassen.
Das geschah in den letzten Jahren: 2011 kam es im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings auch in Syrien zu einem Volksaufstand. Das Regime von Assad schlug diesen blutig nieder. Islamistische Gruppierungen – Al Kaida, Nusra-Front oder der IS – formierten sich und nahmen den Kampf gegen Assad – und zuweilen untereinander – auf. Die Terrororganisation IS war dabei die «erfolgreichste» dieser Gruppierungen, sie beherrscht mit ihrem brutalen «Kalifat» weite Teile Syriens und Iraks von 2014 bis 2017. In den letzten Jahren wurde in Syrien sodann ein Stellvertreter-Krieg ausgetragen: Iran und Russland unterstützten das Regime, die Türkei die islamistischen Rebellen im Norden und die USA die Kurden im Nordosten.
Das ist die humanitäre Lage: Im Zuge des seit 2011 in Syrien andauernden Kriegs wurden rund 14 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Millionen verliessen das Land, viele von ihnen leben heute noch in der Türkei, in Libanon oder in Westeuropa. Nach UNO-Schätzungen kamen in diesen Jahren bei Kämpfen mehr als 300'000 Zivilisten ums Leben. Eine politische Lösung für Syrien war nie in Sicht. Seit dem Beginn der Rebellenoffensive vor wenigen Tagen flohen laut der UNO weitere rund 400'000 Menschen aus ihren Wohnorten in Syrien – meist Frauen und Kinder.