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Assad-Regime unter Druck Was die Entwicklung in Syrien für Moskau bedeutet

Der Fall Aleppos in Syrien betrifft auch Russland, das seit Jahren vor allem mit Kampfjets an der Seite des Assad-Regimes in Syrien kämpft. Der Machthaber in Damaskus gerät unter Druck, nachdem Aufständische die Kontrolle über Aleppo übernommen haben. Was diese Entwicklung für Moskau und womöglich für den Krieg in der Ukraine bedeutet, erklärt SRF-Russlandkorrespondent Calum MacKenzie.

Calum MacKenzie

Russlandkorrespondent

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Calum MacKenzie ist Russland-Korrespondent von Radio SRF. Er hat in Bern, Zürich und Moskau Osteuropa-Studien studiert.

Was bedeutet die Eskalation in Syrien für Putin?

Das kommt ihm sicher ungelegen. Der Krieg in Syrien war quasi eingefroren und erforderte in den letzten Jahren von Moskau keine allzu grosse Aufmerksamkeit. Doch jetzt musste der Kreml neue Kommandanten nach Syrien entsenden, seine Kampfjets fliegen Angriffe auf die Rebellen. Auch mussten die Russen offenbar einen von ihnen genutzten Flugplatz in der Nähe von Aleppo evakuieren.

Warum hilft Putin Assad überhaupt?

Für Putin war der Einsatz in Syrien seit 2015 ein grosser geopolitischer Wurf: Indem er das Assad-Regime rettete, erreichte er verschiedene, seit längerem angestrebte Ziele. So konnte er zeigen, dass Russland als Grossmacht ernstzunehmen sei. Auch machte er Assad vom Kreml abhängig, was bedeutete, dass Russland im Nahen Osten signifikant Fuss fassen konnte. Moskau sah sich deshalb in der Region auf Augenhöhe mit den USA. Auch konnte Putin zeigen, dass er zu seinen Verbündeten hält, wenn sie ernsthaft bedroht sind.

Was würde ein Sturz Assads für Moskau bedeuten?

Putin wäre blamiert – ähnlich wie es US-Präsident Joe Biden nach dem Afghanistan-Rückzug war. Russland wäre dann nicht mehr die alles kontrollierende Grossmacht. Wenn Assad fällt, bedeutet das, dass er auf Moskau gesetzt und trotzdem verloren hat. Das würde Leute wie Kim Jong-un in Nordkorea, der ebenfalls auf Russland setzt, zumindest zu denken geben.

Was wird Moskau also tun?

Es ist ein Dilemma für den Kreml – vorerst dürfte er schauen, wie Assad mit limitierter russischer Hilfe klarkommt. Wenn es hart auf hart kommt, dürfte Putin Assad aber fallen lassen. Denn die Unterwerfung der Ukraine ist für Putin aus ideologischen Gründen viel wichtiger als der russische Einfluss im Nahen Osten. Auch hat der Krieg in der Ukraine einen viel grösseren Einfluss auf das Ansehen Putins in der Welt als seine Rolle in Syrien. Allerdings könnte die Waffenhilfe für Russland aus dem Iran tangiert werden – dann nämlich, falls sich Teheran jetzt stärker in Syrien zur Stützung Assads engagieren muss.

Wie reagiert man in Russland auf neue die Lage?

Für die Russinnen und Russen ist Syrien bloss ein weiterer Schauplatz im grossen Krieg, den der Westen angeblich gegen Russland führe – wie dies die russische Propaganda befeuert. Doch die meisten versuchen seit längerem, sich von der Geschichte des russischen Kampfes gegen alle anderen abzukapseln. Es ist für sie kein positives Thema, mit dem sie sich jeden Tag befassen wollen. Ein kremltreuer Journalist sagte aber, die Einnahme Aleppos sei ein Schock gewesen – obwohl man in Russland schon lange wisse, wie korrupt, inkompetent und unmotiviert Assads Offiziere und Soldaten seien.

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SRF 4 News aktuell, 3.12.2024, 11:50 Uhr ; 

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