Nach Wochen des chaotischen Tumults in Grossbritannien haben sich die Wogen wieder etwas geglättet – zumindest auf der Führungsetage. Ganz anders sieht es jedoch auf den Strassen aus: Am Wochenende haben Abertausende in London gegen die hohen Lebenshaltungskosten demonstriert.
«Tories raus», so die Forderung, die eine Koalition aus Gewerkschaften und kommunalen Organisationen stellt. Der Titel des Protestes: «Britain is Broken», also zu Deutsch: «Grossbritannien ist kaputt». Dass die aktuelle Regierung die Probleme im Land wieder richten kann, glaubt kaum jemand im Land. Wiederholt forderte die Opposition Neuwahlen.
«Wir wissen, dass Rishi Sunak der reichste Abgeordnete im Parlament ist. Er ist nicht repräsentativ für die Menschen der Arbeiterklasse, die am meisten unter den Auswirkungen der Tory-Politik leiden», sagt etwa die Labour-Abgeordnete Apsana Begum.
Für die Menschen heisst das: Entweder sie essen, oder sie heizen. Die Dinge müssen sich ändern, und zwar schnell.
Die Teuerung beträgt in Grossbritannien derzeit gut zehn Prozent, was besonders die Ärmsten zu spüren bekommen. «Für die Menschen heisst das: Entweder sie essen, oder sie heizen», betont Ramona McCartney von der Gewerkschaft People's Assembly. «Sie können sich ihre Energierechnungen nicht leisten, sie können sich die Lebensmittel nicht leisten, sie können sich ihre Hypotheken und Mieten nicht leisten. Die Dinge müssen sich ändern, und zwar schnell.»
Aufgrund der drängenden innenpolitischen Fragen wollte der neue britische Premierminister Rishi Sunak zunächst gar auf die Teilnahme an der Klimakonferenz in Ägypten verzichten. Nach Kritik folgte die Kehrtwende, auch das Klima drängt. Und Sunak reist trotz Unruhen im Land zum Treffen der Vereinten Nationen.