Joe Biden wirkt selten wie ein Siegertyp, obwohl er zurzeit viele Gründe zum Jubeln hätte. Nur ab und zu lässt er seine kämpferischen und dynamischen Eigenschaften aufblitzen, wie neulich bei einer demokratischen Wahlveranstaltung in Maryland. Da zeigte er sich angriffig gegenüber den Republikanern aus dem Lager von Ex-Präsident Donald Trump und liess sich von seiner Partei für seine jüngsten Erfolge feiern. Für das geplante Milliardenpaket mit dem der CO₂-Ausstoss und die Gesundheitskosten reduziert werden sollen, für das Waffengesetz, das seit Jahrzehnten zum ersten Mal leicht verschärft wird und dafür, dass er die Computerchip-Industrie mit staatlicher Hilfe unterstützen will. Doch ein solch enthusiastischer Auftritt von Joe Biden ändert nichts daran, dass er auf eine Mehrheit oft blass und müde wirkt.
Alter zunehmend Thema
Mit seinen bald 80 Jahren ist er der älteste Präsident in der US-amerikanischen Geschichte. Sein Alter wird immer mehr zum Thema und drückt auf die Zustimmungswerte. Diese waren Anfang Sommer deutlich unter 40 Prozent, so tief wie seit Jahrzehnten bei keinem anderen Präsidenten. Gleichzeitig war die Inflation so hoch wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Ein weiteres Problem für Joe Biden: Im Gegensatz zu seinen zukunftsweisenden politischen Erfolgen ist die Inflation unmittelbar spürbar. Viele Menschen trifft es sehr hart, weniger Geld im Portemonnaie zu haben.
Joe Biden bemüht sich zwar zu erklären, dass Faktoren wie der Krieg in der Ukraine oder die Corona-Pandemie eine Rolle spielten, doch für viele ist er schuld an der Inflation. Die Republikaner werden auch nicht müde, diesen kurz gefassten Schluss zu verbreiten. Allen voran Donald Trump. Der Ex-Präsident ist ein weiterer Grund, weshalb die Erfolge der Biden-Regierung in der Öffentlichkeit verblassen.
Razzia bei Trump im Fokus
Nur einen Tag, nachdem das wichtige Klima- und Sozialpaket im Senat die schwierigste Hürde genommen hatte, durchsuchte das FBI das Anwesen von Donald Trump in Florida. Diese Hausdurchsuchung ist seither medial das dominierende Thema. Trotzdem dürfen sich die Demokraten leise Hoffnungen machen: Genauso wie sich die Inflation leicht erholt, sind zuletzt auch die Zustimmungswerte für Joe Biden leicht gestiegen.
Und es sieht auch nicht mehr ganz so aussichtslos aus bei den Zwischenwahlen im Herbst, die Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus zu halten. In die Hände der Demokraten spielt dabei auch die progressive Haltung im Kampf gegen das Recht auf Abtreibung. Mit diesem Thema können sie vor allem auch bei jüngeren Wählerinnen und Wählern punkten, wie auch mit dem Klimaschutz oder damit, dass Biden ehemaligen Studierenden, Kredite aus der Studienzeit teilweise erlassen will. Doch die Wahlkampfthemen können noch so jugendlich daherkommen, jünger machen sie Joe Biden nicht.