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Mercosur-Staaten erhoffen sich Wachstum
Aus Echo der Zeit vom 25.08.2019. Bild: Keystone
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Trotz Freihandelsabkommen «Bolsonaro will den Amazonas zum Kassenschlager machen»

Die Warnungen der EU haben Brasilien zwar beunruhigt. Doch die Wild-West-Politik im Amazonas wird wohl weitergeführt.

Während einige EU-Staaten damit drohen, das Mercosur-Abkommen nicht zu unterzeichnen, hat sich die Schweiz auf den Deal geeinigt. Für die hiesige Industrie bedeutet dies einen einfacheren Zugang zu neuen Märkten. Der Bundesrat erhofft sich dadurch zudem Diskussionschancen in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Doch wie viel Gewicht hat der Deal mit der Schweiz in Südamerika? Antworten dazu von SRF-Korrespondent Ulrich Achermann.

Ulrich Achermann

Südamerika-Korrespondent, SRF

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Ulrich Achermann ist seit 2003 SRF-Korrespondent und berichtet über alle Länder Südamerikas. Er lebt in Santiago de Chile.

SRF News: Wie wichtig ist dieses Abkommen für die Mercosur-Staaten?

Ulrich Achermann: Es ist schon wichtig, weil nun Türen aufgehen zu Märkten in der EU und in der Efta. Die Mercosur-Staaten versprechen sich dadurch einen Wachstumsschub.

Wer profitiert denn konkret von diesem Abkommen?

Eindeutig die Landwirtschaft. Hier sind die Mercorur-Staaten konkurrenzlos stark. Es ist allerdings auch ein ziemlich rücksichtsloses Geschäft was die Umwelt betrifft. In Brasilien werden zum Beispiel sehr viele Pestizide eingesetzt, die in der Schweiz gar nicht erlaubt sind.

Welche Branchen fürchten sich vor den Importen aus der Schweiz?

Ich glaube, die Bedrohung von Schweizer Importen ist nicht so gross. Die Schweizer Industrie wird nach dem Wegfallen von Zöllen natürlich konkurrenzfähiger. Doch in der Praxis wird sich wohl nicht viel verändern. Ein Beispiel: Die Schweizer haben das Know-How, wie man industrielle Abläufe automatisieren oder rationalisieren kann. In Brasilien gibt es grossen Bedarf dafür, jedoch auch viele Anbieter. Auch die Chinesen mischen hier mit – und die sind meist billiger als die Schweizer.

Bundesrat Parmelin sagt, mit dem Abkommen könne man nun über Normen diskutieren und intervenieren. Wie gross ist der Einfluss, den die Schweiz jetzt auf Brasilien nehmen kann?

Was der Bundesrat da formuliert hat, halte ich eher für Wunschdenken. Bolsonaro ist sehr fest entschlossen, das Amazonasbecken zu einem Kassenschlager zu machen. Er bringt beispielsweise neue Staudämme in dem Gebiet ins Spiel. Die sind unverzichtbar, wenn man im Regenwald den Bergbau im grossen Stil ansiedeln will – das ist das Zukunftsszenario. Ich glaube, Bolsonaro wird hierbei jede Einmischung verbieten. Für symptomatisch halte ich auch, dass in den Verhandlungen zwischen den Mercosur und den Efta kein Wort zum brennenden Regenwald gefallen ist. Das stellen die Brasilianer zumindest so dar.

Aus der EU gibt es nun Widerstand. Mehrere Länder drohen Brasilien mit dem Stopp des Abkommens. Wirkt diese Drohgebärde?

Grundsätzlich haben Einwände aus der EU natürlich viel mehr Gewicht als solche aus dem Efta-Raum. Tatsächlich ist Bolsonaro sofort sehr viel weniger aggressiv aufgetreten, nach den Warnungen von Emmanuel Macron oder Donald Tusk. Dass er mit seiner Wild-West-Politik im Amazonas das Freihandelsabkommen zu Fall bringen könnte, das hat ihn offenbar doch beunruhigt. Die Frage ist, ob Bolsonaro nun in Sachen Amazonas einen anderen Weg einschlägt oder nicht. Doch ich denke, es bleibt alles unverändert.

Das Abkommen verpflichtet eigentlich die Vertragspartner auf die Einhaltung von Umweltstandards...

Das steht auf dem Papier, in der Praxis sieht das anders aus. Bolsonaro hat seit seinem Amtsantritt die Kontrollen durch die Umweltbehörden im Amazonas reduziert. Zudem hat er die Bussen bei Umweltverbrechen reduziert – das ist alles eine Einladung an Bauern und Bergbaufirmen, sich im Amazonasgebiet auszubreiten.

Das Interview führte Simone Hulliger.

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