Zum Inhalt springen

Trumps Strohhalm-Dekret «Plastik macht einem Hai nichts, der sich durchs Meer frisst»

US-Präsident Donald Trump hat genug von Papier-Strohhalmen – und will zurück zum Plastik. Per Dekret.

Labbrig, zerknautscht, einfach unbrauchbar! Manchmal teilen auch «die da oben» die Probleme von «denen da unten». Sogar amerikanische Präsidenten. Donald Trump, der seine Vorliebe für Fast Food seit Jahren zelebriert, hat nämlich ein neues Feindbild: Strohhalme aus Papier.

«Sie funktionieren nicht», ätzte Trump im Oval Office. Und schob zur allgemeinen Belustigung nach: «Sie gehen kaputt, manchmal explodieren sie sogar!»

Genug ist genug

Der mächtigste Mann der Welt will dem Treiben nicht länger tatenlos zuschauen. Im Weissen Haus unterzeichnete Trump ein Dekret, wonach Ministerien und Bundesbehörden künftig keine «Trinkröhrli» aus Papier mehr beschaffen und benutzen dürfen.

Zudem soll sein Team eine nationale Strategie erarbeiten, um die Verwendung von Papier-Strohhalmen zu beenden. Richtlinien, die Plastik-Strohhalme «diskriminieren», sollen abgeschafft werden.

Trump unterschreibt das Dekret.
Legende: «Wenn etwas heiss ist, halten die Dinger nur ein paar Minuten, manchmal auch nur ein paar Sekunden», so der 78-jährige US-Präsident. «Das ist eine lächerliche Situation.» Andrew Harnik/Getty Images

Papier-Strohhalme werden allerdings nicht gefördert, um die Leute zu nerven. Vielmehr soll Papier das umweltschädliche Plastik ersetzen, das die Gastronomie über Trinkbecher, Besteck oder eben Strohhalme in den Umlauf bringt. Ein beträchtlicher Teil davon endet in den Weltmeeren.

Für die Meerestiere ist das kein Problem, findet Trump: «Ich glaube nicht, dass das Plastik einem Hai viel anhaben kann, wenn er sich durchs Meer frisst.» Hat der Mann recht? Schwimmen die Meeresbewohner munter an den Plastikröhrchen, Sixpack-Verpackungen und Kaffeedeckeln vorbei, die wir in die Weltmeere spülen?

Die Biologin Melanie Bergmann widerspricht: «Es schadet dem Hai durchaus, wenn er diese Dinge zu sich nimmt.» Genauso wie Delfinen, Meeresschildkröten, Walen, Robben oder Seevögeln.

So wirkt sich Plastikmüll auf Meerestiere aus

Verschlucken die Tiere Plastik, können sie es oft nicht ausscheiden und es verbleibt im Verdauungstrakt, führt Bergmann aus, die am Alfred-Wegener-Institut zu Mikroplastik und Müll im Meer forscht. Viele der Tiere sterben einen langsamen und qualvollen Tod. Sie ersticken oder werden von Schadstoffen vergiftet, die sich im Mikroplastik befinden. Auch verfangen sich immer wieder Tiere in Plastikmüll.  

Finnwal, der tot an US-Küste gespült wurde.
Legende: Von Vergiftungen sind etwa auch die gewaltigen Finnwale nicht gefeit, in deren Fettgewebe bereits besonders giftige und zum Teil verbotene Schadstoffe nachgewiesen wurden. Imago/Xinhua (Symbolbild)

Ob Trumps «Strohhalm-Dekret» die Plastikkrise in den Weltmeeren spürbar verschärft, sei dahingestellt. Die Biologin sieht den Entscheid jedoch in einem grösseren Kontext: «Es ist zu befürchten, dass das Dekret nur die Spitze des Eisbergs ist und Trump die Plastikproduktion insgesamt weiter antreiben will.»

Die Sorge könnte berechtigt sein. Die Vereinigung der amerikanischen Plastikfabrikanten bejubelt Trumps Entscheid nämlich bereits: «Strohhalme sind erst der Beginn», verkündete ihr Präsident Matt Seaholm. «‹Zurück zum Plastik› ist eine Bewegung, hinter die wir uns alle stellen müssen.»

Ringen um Plastikabkommen

Sollten die USA den Kampf gegen Plastikmüll tatsächlich aufgeben, fürchtet Biologin Bergmann gravierende Konsequenzen. «Die USA gehören zu den Staaten, die weltweit am meisten zur Verschmutzung durch Plastik beitragen und sie produzieren auch grosse Mengen für den Export.»

Und: Das Vorgehen der Trump-Administration könnte das globale Plastikabkommen hintertreiben, um das derzeit bei der UNO gerungen wird. Im November scheiterte das Vorhaben, sich auf weltweit verbindliche Regeln zu einigen. In diesem Jahr soll es eine weitere Verhandlungsrunde geben. Trumps Dekret dürfte die Staaten bestärken, die das Abkommen verwässern wollen.

SRF 4 News, 11.02.2025, 17:15 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel