Die Silos im Schnee sehen eher wie eine Weltraumstation aus denn wie ein Bauernhof. Suzanne Shirbroun wirtschaftet ganz anders als noch ihre Grosseltern. «Unsere Sojabohnen gehen zu 100 Prozent ins Ausland, 50 Prozent von unserem Mais wird in die ganze Welt exportiert», erklärt sie und reguliert mit einer Kette den Schwall an Maiskörnern, die in den Lastwagen hinunterstürzen.
Shirbroun produziert Mais und Sojabohnen für eine globalisierte Wirtschaft. Der Lastwagen bringt den Mais zu einem Lastkahn am Mississippi. Von dort geht es zum Golf von Mexiko und in die ganze Welt.
Die Landwirtin in Iowa macht sich grosse Sorgen. China ist der mit Abstand grösste Absatzmarkt. Doch Peking hat Gegenzölle verhängt als Reaktion auf Donald Trump. Trump hat die Farmerinnen und Farmer aufgefordert, sie könnten ja in den USA verkaufen. Doch Shirbroun winkt ab. «Wir produzieren mehr, als wir in den USA verwenden können, wir brauchen den Export.»
Noch liegt Schnee auf den Feldern, doch in einem Monat will Shirbroun ansähen. Sie kauft Dünger aus Kanada – der mit Trumps Zöllen teurer würde.
Die Agronomin hat Donald Trump gewählt. Doch sie ist gegen Zölle. «Wir haben ein tolles Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada. Es hat mehr Stellen geschaffen, wir liefern Sojabohnen nach Mexiko und Sojamehl nach Kanada. Sie sind grossartige Handelspartner.» Dank Hightech und dosiertem Einsatz von Saatgut und Dünger könnten US-Farmen preiswert Nahrungsmittel für die Welt produzieren, findet die Agronomin.
Langfristige Nachteile nach letztem Handelskrieg
Auch Dave Walton ist Landwirt aus Iowa. Walton ist nach Washington gereist, um gegen die Zölle zu kämpfen. «Wir wollen mit unseren Abgeordneten sprechen und schauen, ob sie uns da wieder rauskriegen.» Der Sojabohnen-Produzent spürt immer noch die Folgen des Handelskriegs in der letzten Trump-Amtszeit.
Trump sagt, es brauche kurzfristige Opfer, damit es längerfristig besser werde. «Kurzfristig etwas leiden für einen längerfristigen Gewinn – das ist ok», meint Walton. «Aber wir haben letztes Mal diesen Gewinn nicht bekommen. Es hat uns in eine schlechtere Position gebracht. Unsere Konkurrenten in Südamerika haben unser Business in China weggenommen.» Im Handelskrieg 2018 hätten US-Bauern die Hälfte ihrer Exporte nach China verloren.
Walton spricht mit anderen Bauern bei Senator Chuck Grassley vor, damit dieser Trump umstimme. Walton warnt: «Sonst werden einige Höfe eingehen. Wir sind im Krisenmodus.»
Shirbroun verfolgt angespannt, was der Präsident in Sachen Zölle entscheidet. Sie würde Trump wieder wählen, obwohl er sie in eine schwierige Situation bringt. «Es ist eine Herausforderung», räumt sie ein. «Es geht um verschiedene Herangehensweisen an internationale Märkte, aber auch um die Drogensituation, die Einwanderung. Zölle sind das Werkzeug, für das sich Trump entschieden hat.»
Auch Walton ist nicht enttäuscht von Trump. «Es ist noch früh, wir stehen erst rund 60 Tage nach seiner Amtseinsetzung, er hat noch vier Jahre. Wir geben ihm noch etwas Zeit und sehen, was geschieht.» Wie viele andere Wählerinnen und Wähler wollen die beiden Trump nicht das Vertrauen entziehen – selbst wenn sie sich durch seine Politik bedroht sehen.