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Turbulenzen mit Todesfolge «In der Region kommt es öfter zu starkem Gewackle»

Ein Flug der Singapore Airlines von London nach Singapur ist kürzlich in schwere Turbulenzen geraten. 30 Personen sind dabei verletzt worden. Ein älterer Passagier ist während des Flugs verstorben, gemäss Behörden wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Das Flugzeug musste notfallmässig in Bangkok landen. Laura Frommberg ist Chefredakteurin des Aviatikportals Aerotelegraph und sagt, was Turbulenzen eigentlich sind.

Laura Frommberg

Chefredaktorin der Internetplattform Aerotelegraf

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Laura Frommberg ist Chefredaktorin und Gründerin der Plattform Aerotelegraf. Sie studierte Journalismus, VWL sowie Politik an der Universität Köln. Frommberg arbeitete unter anderem für die «Financial Times Deutschland», das «Handelsblatt», sowie für «Enorm», die «Handelszeitung» und die «SonntagsZeitung». (Bild: Linked In)

SRF News: Turbulenzen auf einem Flug sind an sich nichts Aussergewöhnliches?

Laura Frommberg: Nein. Gerade in der Region kommt es häufiger vor, dass es zu stärkerem Gewackle kommt. Bei Flügen über Südostasien kann das öfter mal passieren, aber auch auf anderen Strecken. Auch der Jetstream über dem Nordatlantik kann öfter zu Wackeleien führen und auch über dem Schwarzen Meer gibt es Turbulenzen.

Eine Clear Air Turbulence ist im Grunde die gefährlichste Turbulenz, weil sie auf dem Radar oft nicht angezeigt wird.

Was passiert bei Turbulenzen mit einem Flugzeug?

Das Flugzeug ist dann verschiedenen Luftschichten ausgesetzt, oft sind es Temperaturunterschiede. Man merkt es zum Beispiel über den Alpen, da sind es Luftströme, die sich unterschiedlich bewegen. Zudem gibt es auch die Clear Air Turbulence. Das ist im Grunde die Gefährlichste, weil sie auf dem Radar oft nicht angezeigt wird. So können die Anschnallzeichen nicht rechtzeitig eingeschaltet werden. Wenn man angeschnallt ist, verletzt man sich auch bei sehr starken Turbulenzen nicht.

20 Personen auf Intensivstation nach schweren Turbulenzen

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Nach schweren Turbulenzen auf einem Flug von London nach Singapur befinden sich 20 Leute auf der Intensivstation, wie ein Spital in Bangkok mitteilte. Insgesamt seien 58 Passagiere des Flugs der Singapore Airlines weiter in medizinischer Behandlung. 27 Personen seien entlassen worden. Der betroffene Flug wurde nach den verheerenden Turbulenzen nach Bangkok umgeleitet. Ein Passagier starb mutmasslich an einem Herzinfarkt.

Kann man den Turbulenzen ausweichen oder die Passagiere vorwarnen?

In der Regel schon. Ausser eben, es ist die soeben erwähnte Clear Air Turbulence. Soweit ich weiss, war das bei dem Vorfall der Singapore Airlines auch der Fall. Die Anschnallzeichen waren – glaube ich – an. Doch auf Langstreckenflügen ist es nun mal so, dass nicht immer jeder angeschnallt ist. Aus dem Grund sind es auch oft Crewmitglieder, die sich verletzen, weil sie die Kabine auch noch sichern müssen.

Zu den Bildern, auf denen man sieht, dass sich die Deckenpaneele gelöst haben: Ich würde davon ausgehen, dass da jemand gegen die Decke geprallt ist mit dem Kopf und dann hat sich da was gelöst.

Wie gut sind die Flugzeuge selbst dafür gewappnet?

Die Flugzeuge sind strukturell dafür gemacht, auch die schlimmsten Turbulenzen zu überstehen, gerade so Langstreckenflieger. Auch eine Boeing 777, die betroffen war, ist dafür gemacht. Für die Passagiere geht es tatsächlich um die Frage, ob man angeschnallt ist oder nicht. Zu den Bildern, auf denen sich die Deckenpaneele gelöst haben: Ich würde davon ausgehen, dass da jemand mit dem Kopf gegen die Decke geprallt ist und dann hat sich da was gelöst.

Muss man wegen des Klimawandels davon ausgehen, dass so heftige Turbulenzen häufiger vorkommen?

Ja, es gibt verschiedene Studien, die das belegen.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

SRF 4 News, 22.05.2024, 06:50 Uhr ; 

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