Bundespräsidentin Viola Amherd hatte für den Frieden in der Ukraine einen Gipfel in Aussicht gestellt – also ein Treffen nicht nur von Ministerinnen und Ministern, sondern der Staatsspitzen: Monarchen, Präsidentinnen, Regierungschefs. 160 Staaten wurden eingeladen, Delegationen aus 92 Ländern werden vertreten sein, 57 davon auf höchster Ebene.
Nicht irgendein Gipfel, sondern ein globaler sollte es sein – Politprominenz nicht nur aus Europa und Nordamerika, sondern auch aus dem sogenannten Globalen Süden, wo viele Staaten noch immer gute Beziehungen zu Russland pflegen. Doch der Globale Süden ist auf dem Bürgenstock viel weniger prominent präsent als der Westen.
Wer anreist – eine Auswahl
Wolodimir Selenski: Der ukrainische Präsident hat den Gipfel angestossen und mit der Schweiz eine Gastgeberin gefunden. Doch anders als von ihm erhofft, steht der Gipfel nicht im Zeichen seines Zehn-Punkte-Plans. Und längst nicht alle, die er dabeihaben will, werden kommen.
Olaf Scholz: Der deutsche Kanzler ist neben dem US-Präsidenten der wichtigste Ukraine-Unterstützer. «Dass die Konferenz stattfindet, ist schon ein Erfolg», sagte er wenige Tage vor Gipfelbeginn.
Emmanuel Macron: Der französische Präsident gibt der Ukraine weniger Geld und Waffen als Scholz. Dafür sorgt er immer wieder mit Aussagen für Wirbel. Der Einsatz westlicher Truppen in der Ukraine, sagt er, sei kein Tabu.
Ursula von der Leyen: Die Präsidentin der EU-Kommission hat seit der russischen Invasion für die Unterstützung der Ukraine durch die EU geweibelt. Für Selenski ist sie eine wichtige Verbündete.
Kamala Harris: Die US-Vizepräsidentin reist mit der Air Force Two extra aus den USA an. Dass sie und nicht Präsident Joe Biden die USA vertritt, ist dennoch eine der Enttäuschungen für die Schweiz als Gastgeberin.
Wer fernbleibt – eine Auswahl
Wladimir Putin: Der russische Präsident ist nicht eingeladen. Selenski wollte ihn keinesfalls dabeihaben. Und Putin will die Gebiete, die er illegal erobert hat, keinesfalls an die Ukraine zurückgeben. Einen Frieden auf der Grundlage des internationalen Rechts wird es mit Putin nicht geben.
Xi Jinping: Der chinesische Staatschef ist Putins engster Verbündeter. Die Hoffnung, über ihn Druck auf Putin ausüben zu können, war naiv.
Lula da Silva: Auch der brasilianische Präsident machte seine Anwesenheit von jener Putins abhängig und gab der Schweiz einen Korb.
Narendra Modi: Der indische Ministerpräsident pflegt gute Beziehungen sowohl zu Russland als auch zum Westen, reiste diese Woche für den G7-Gipfel nach Italien – und liess sich dennoch nicht zu einem Abstecher in die Schweiz bewegen.
António Guterres: Als Generalsekretär der UNO verkörpert er für viele Recht und Gerechtigkeit. Immer wieder hat er Russland kritisiert und gegen sich aufgebracht. Dass auch er nicht am Verhandlungstisch sitzt, ist eine Enttäuschung für die Schweiz.
Mohammed bin Salman: Der saudische Kronprinz gilt als möglicher Gastgeber eines nächsten Ukraine-Gipfels. Denn er pflegt persönliche Kontakte sowohl zu Selenski als auch zu Putin. Doch laut Gästeliste schickt er bloss seinen Aussenminister. Sorgt Saudi-Arabien dennoch für eine Überraschung?