Die Reaktion der unmittelbar Betroffenen: Statt eines gemeinsamen Mittagessens und der Unterzeichnung des Abkommens wurde Selenski nach dem Disput mit Trump und Vizepräsident J.D. Vance aus dem Weissen Haus geführt. Der ukrainische Präsident stellte in einem TV-Interview nach dem Vorfall klar, dass er sich nicht bei Trump entschuldigen wolle und pochte weiter auf Sicherheitsgarantien für ein mögliches Friedensabkommen mit Russland. Trump hingegen machte deutlich, dass er die Gespräche mit Selenski nicht sofort wieder aufnehmen will.
Die Reaktionen in der Ukraine: In der Ukraine herrschte Entsetzen. «Wer freut sich am meisten darüber, was heute passiert ist? Ich denke, das ist Putin», schrieb der oppositionelle Parlamentsabgeordnete Olexij Hontscharenko auf Telegram. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hofft derweil auf eine Fortsetzung der US-Hilfen für sein Land. Der politische Analyst Wolodimir Fessenko sieht im Streit eine «Niederlage für beide Seiten», die «früher oder später passieren musste». Weiter sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: «Die USA sind kein Verbündeter der Ukraine mehr.» Über weitere Unterstützung solle man sich keine Illusionen mehr machen.
Die Reaktionen in den USA: Führende Republikaner haben demonstrativ Unterstützung für US-Präsident Donald Trump signalisiert. «Ich weiss nicht, ob wir uns jemals wieder mit Selenski abgeben können», sagte Senator Lindsey Graham. Doch auch auf republikanischer Seite sind die Meinungen gespalten. Der Abgeordnete Don Bacon erklärte: «Wir können die Wahrheit nicht ignorieren. Russland ist schuld an diesem Krieg.» Scharfe Kritik erntete Trump von den Demokraten im Kongress. Ihr Anführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, warf Trump und dessen Regierung vor, die USA auf der Weltbühne zu blamieren. Das Treffen werde nur dazu dienen, Wladimir Putin, «einen brutalen Diktator, weiter zu ermutigen». Auch von einem «politischen Hinterhalt» war von demokratischer Seite zu hören.
Die Reaktionen in Russland: Der Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, lobte Trump für seine Standpauke. Das sei eine «eiskalte Klatsche» für Selenski gewesen. Die Militärhilfe müsse sofort enden. Später fügte er an, Russland sei bereit für «Flexibilität» bei Gesprächen mit der Ukraine, aber nur im Einklang mit der russischen Verfassung und den Realitäten vor Ort.
Die Reaktionen in Europa: Aus vielen europäischen Ländern kamen nach dem Eklat Solidaritätsbekundungen für die Ukraine und Selenski. Der französische Präsident Emmanuel Macron hielt unmissverständlich fest: «Es gibt einen Agressor: Russland.» EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte: «Seien Sie stark, mutig und furchtlos. Sie sind niemals allein, lieber Präsident Selenski.»
Anders als viele andere europäische Politiker hatte der britische Premier Starmer seine Unterstützung für Selenski nicht direkt im Anschluss per Social Media bekundet. Starmer habe sowohl mit Selenski als auch mit Trump telefoniert, teilte die britische Regierung mit. Starmer will noch heute Selenski empfangen, vor dem morgigen Gipfeltreffen in London. Wie gross die Sorge in Europa nach dem Eklat in Washington ist, zeigt ein Vorstoss der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie schlug ein sofortiges Gipfeltreffen zwischen Europa und den USA vor. «Jede Spaltung des Westens macht uns alle schwächer.»