- Die EU-Spitzen haben die erzwungene Landung eines Passagierflugzeugs nach Minsk durch die belarussischen Behörden scharf verurteilt.
- US-Aussenminister Antony Blinken schrieb auf Twitter, es habe sich um eine «dreiste und schockierende Tat des Lukaschenko-Regimes» gehandelt.
- Das Schweizer Aussendepartement (EDA) hat von Belarus die Freilassung des oppositionellen Bloggers Roman Protassewitsch gefordert.
- Russland fordert eine internationale Untersuchung dieser angeordneten Flugzeug-Landung im Nachbarland.
«Es ist absolut inakzeptabel, den Ryanair-Flug von Griechenland nach Litauen zu zwingen, in Minsk zu landen», schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter. Verletzungen der internationalen Luftverkehrsregeln müssten Konsequenzen haben.
Sondergipfel diskutiert über Konsequenzen
Der Vorfall und mögliche Sanktionen gegen Belarus werden auch am geplanten EU-Sondergipfel in Brüssel besprochen. EU-Ratspräsident Charles Michel werde dies thematisieren, teilte sein Sprecher mit. «Konsequenzen und mögliche Sanktionen werden bei dieser Gelegenheit diskutiert.»
Michel selbst teilte mit, der «beispiellose Vorfall» werde nicht ohne Konsequenzen bleiben. Zuvor hatten einige Staats- und Regierungschefs gefordert, dass die erzwungene Landung auf die Tagesordnung genommen wird.
Behörden in der autoritär regierten Republik Belarus hatten das Flugzeug auf dem Weg von Athen nach in die litauische Hauptstadt Vilnius umgeleitet und zur Landung gezwungen. An Bord war auch der international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch. Er wurde laut dem Menschenrechtszentrum Wesna auf dem Flughafen Minsk festgenommen.
Kriminalpolizei ermittelt
Nach dem Weiterflug und der Landung in Vilnius haben die litauischen Behörden Ermittlungen aufgenommen. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius wird eine Voruntersuchung wegen der Entführung eines Flugzeugs eingeleitet, die von der litauischen Kriminalpolizei geführt wird.
Dazu sollen auch die Passagiere und die Besatzung des Flugzeugs befragt werden, das um 21:25 Uhr Ortszeit (20:25 Uhr MESZ) mit mehr als achtstündiger Verspätung in Vilnius gelandet war. «Wir erwarten, dass sie mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten und unseren Beamten alle bekannten Informationen zur Verfügung stellen», sagte Regierungschefin Ingrida Simonyte der Agentur BNS nach einem Treffen mit den Passagieren am Flughafen Vilnius.
Litauens Regierung hat die Umleitung des Flugzeugs scharf kritisiert und sprach von einem «Akt des Staatsterrorismus», der sich gegen die Sicherheit der Bürger der EU und anderer Länder richte. Gemeinsam mit internationalen Partnern werde sich Vilnius für die Sperrung des belarussischen Luftraums für internationale Flüge einsetzen.
Frankreich bestellt Botschafter ein
Die US-Regierung und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg haben die Behörden in Belarus heftig kritisiert. «Wir fordern eine internationale Untersuchung und stimmen uns mit unseren Partnern über die nächsten Schritte ab. Die Vereinigten Staaten stehen an der Seite der Menschen in Belarus», schrieb US-Aussenminister Antony Blinken auf Twitter.
Das Schweizer Departement für auswärtige Angelegenheiten schrieb von einem «beunruhigendem Vorfall». Frankreich bestellte den belarussischen Botschafter ins Aussenministerium ein, weil sich an Bord des Flugzeugs auch französische Staatsbürger befunden haben.