Vor vier Monaten hat die Weltgesundheitsorganisation den globalen Gesundheitsnotstand aufgehoben. Die Corona-Pandemie traf die Welt mit Wucht und völlig unvorbereitet. «Beim nächsten Mal müssen wir es besser machen und Lehren ziehen», fordert Dennis Francis, der Präsident der UNO-Generalversammlung. «Es ist verlockend, zu glauben, Corona sei Geschichte – doch dem ist ganz gewiss nicht so», sagt Tedros Ghebreyesus, der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Gefährliche Mutationen sind jederzeit möglich – und ganz neue Viren können auftauchen. Pandemien wiederholen sich. «Doch nicht wiederholen darf sich die Art und Weise, wie die Menschheit der jüngsten Pandemie begegnet ist», findet Amina Mohammed, die stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen.
Was zu tun wäre, ist bekannt
Was zu tun wäre, wisse man inzwischen – es ist nicht wenig: mehr Überwachung, bessere Diagnose, entsprechende Infrastruktur in jedem einzelnen Land der Welt, rascherer Informationsaustausch, resistentere Gesundheitssysteme, kein Horten von Impfstoffen durch reiche Länder, vielmehr eine gerechte Verteilung weltweit – dies und manches mehr.
Lügen und Falschinformationen haben sich rascher ausgebreitet als das Virus selbst.
Ganz wichtig seien auch Rezepte und ein entschiedenes Vorgehen gegen Desinformation. «Lügen und Falschinformationen haben sich rascher ausgebreitet als das Virus selbst», so Amina Mohammed.
Gestärkt werden müsse zudem die Weltgesundheitsorganisation, verlangt deren Chef – eine alte, aber noch immer unerfüllte Forderung. Tatsächlich machte die WHO ihre Sache während der Pandemie gar nicht so schlecht. Doch ihre Möglichkeiten, ihre Kompetenzen und ihre finanziellen Mittel erwiesen sich als unzureichend. Immerhin wurde nun in New York in einer politischen Erklärung Remedur beschlossen. Dafür gab es viel Applaus.
Vorkehrungen kosten Geld
Doch nun muss die Resolution erst umgesetzt werden. Dagegen gibt es Widerstände. Die nötigen Mittel sind enorm. Und mehr Kompetenzen für die WHO sind längst nicht überall unumstritten.
Pandemie-Viren warten nicht jahrelang auf die internationale Diplomatie.
Daher warnt Helen Clark, ehemalige Premierministerin von Neuseeland, UNO-Spitzendiplomatin und Leiterin des Pandemie-Panels der Vereinten Nationen: «Pandemie-Viren warten nicht jahrelang, bis die internationale Diplomatie endlich Resultate erzielt.» Und sie ergänzt: Ja, solide Vorkehren in allen Ländern für sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner seien teuer. Doch vergegenwärtige man sich die gigantischen, von Corona verursachten Kosten, müsse eigentlich einleuchten, dass die Milliarden für die Vorkehrungen letztlich Billionen für die Behebung von Schäden sparen.
«Corona könnte die letzte Pandemie mit derart verheerenden Folgen gewesen sein», so Clark. Es sei nun einzig und allein eine politische Entscheidung, ob man dieses Ziel erreicht.