UNO-Generalsekretär António Guterres hat nach dem ersten direkten Angriff des Irans auf Israel alle Seiten zu äusserster Zurückhaltung aufgerufen. Er verurteilte den Beschuss mit Drohnen und Raketen und warnte vor einer weiteren Eskalation. «Der Nahe Osten steht am Abgrund», sagte Guterres am Sonntag bei der Sitzung des Sicherheitsrates in New York.
«Die Menschen in der Region sind mit der realen Gefahr eines verheerenden umfassenden Konflikts konfrontiert. Jetzt ist es an der Zeit, die Lage zu entschärfen und zu deeskalieren.»
Wie äusserten sich die involvierten Parteien an der Sondersitzung? Ein Überblick:
USA
Der stellvertretende US-Botschafter bei der UNO, Robert Wood, forderte den Sicherheitsrat auf, den Angriff unmissverständlich zu verurteilen. Das Gremium habe die Pflicht, das Vorgehen des Irans nicht unbeantwortet zu lassen. «In den kommenden Tagen und in Absprache mit anderen Mitgliedsstaaten werden die Vereinigten Staaten zusätzliche Massnahmen prüfen, um den Iran hier bei den Vereinten Nationen zur Verantwortung zu ziehen», sagte Wood.
Iran
Der iranische UNO-Botschafter Amir Saeid Irawani erklärte, das Vorgehen seines Landes sei notwendig und verhältnismässig. Die Regierung in Teheran strebe weder eine Eskalation noch einen Krieg in der Region an. Der Iran habe auch nicht die Absicht, einen Konflikt mit den USA einzugehen. Sein Land bekräftige aber sein Recht auf Selbstverteidigung. «Wenn die USA militärische Einsätze gegen den Iran, seine Bürger oder seine Sicherheit und Interessen einleiten, wird der Iran von seinem unveräusserlichen Recht Gebrauch machen, angemessen zu reagieren», sagte Irawani.
Israel
Israels Botschafter Gilad Erdan, der die Sitzung des Sicherheitsrates beantragt hatte, warf dem Iran Verstösse gegen das Völkerrecht vor. Er forderte den Sicherheitsrat auf, den Iran zu verurteilen, die Sanktionen wieder einzuführen und die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen. «Die Schlummertaste ist keine Option mehr. Die einzige Möglichkeit ist, den Iran zu verurteilen und alle notwendigen Mittel einzusetzen, um ihn für seine schrecklichen Verbrechen einen hohen Preis zahlen zu lassen.» Der Iran habe «jede rote Linie überschritten», so Erdan. Sein Land habe nun wiederum das Recht, Vergeltung zu üben. Eine Entscheidung darüber habe das israelische Kriegskabinett bei mehr als dreistündigen Beratungen am Nachmittag aber noch nicht gefällt, berichtete die Zeitung «Times of Israel».
Weitere Staaten
Die Schweiz, wie viele andere Sicherheitsratsmitglieder, verurteilt die iranische Attacke. Die Schweizer Botschafterin Pascale Baeriswyl spricht von einer Gewaltspirale. Manche Staaten kritisieren Teheran lediglich zurückhaltend, etwa China und vor allem Russland. Russlands UNO-Botschafter Wassili Nebensja wirft den USA Doppelmoral vor.