«Keeping 1.5°C alive» – «das anderthalb-Grad-Ziel des Pariser Klima-Abkommens am Leben erhalten» – das war das wichtigste Motto der COP26 in Glasgow. Dass dieses Motto nötig ist, zeugt davon: Wir haben es als Menschheit fast schon verpasst, die Erwärmung der Erde noch bei 1.5 Grad stoppen zu können – einem Temperatur-Niveau, das die schlimmsten Auswirkungen auf Mensch und Natur vermeiden würde.
Mit Mühe und Not haben sich die fast 200 Länder auf eine Abschlusserklärung geeinigt, die dem Motto ganz knapp gerecht wird. Kernstück ist ein Passus, in dem sich die Länder selbst dazu auffordern, ihre Klimaschutzpläne bis zur nächsten Klimakonferenz in einem Jahr so zu verstärken, dass sie das anderthalb-Gradziel doch noch möglich machen.
Skepsis ist angebracht
Stand heute ist die Welt auf einem Kurs Richtung 2.4 Grad Erwärmung. Die Länder müssten also massiv mehr CO2 reduzieren als sie bisher geplant haben. Das gilt laut wissenschaftlicher Analysen auch für die Schweiz.
Einige Länder haben auf Glasgow hin ihre Pläne zwar nachgebessert. Und daneben gab es eine Reihe weiterer Initiativen, die zum Klimaschutz beitragen. Zum Beispiel haben zahlreiche Länder angekündigt, den Ausstoss des wichtigen Treibhausgases Methan zu reduzieren. Auch das Ende des Verbrennungsmotors hat zumindest in einigen Staaten ein Datum bekommen.
Wie wahrscheinlich ist es, dass die Länder nun rasch nachbessern? Skepsis ist angebracht, denn die grosse Klimaschutz-Lücke ist seit langem bekannt. Und eigentlich waren die Länder gemäss Pariser Abkommen dazu angehalten, diese Lücke bereits jetzt zu schliessen.
Noch mehr Verantwortung
Das sind gute Entwicklungen, aber sie schliessen die Lücke nur zu einem Viertel. Weitere Fortschritte im nächsten Jahr liegen drin. Aber viele Länder werden ihre Massnahmen, die sie erst vor kurzem verstärkt haben, kaum weiter nachbessern.
Der multilaterale Klimaschutz kommt ein weiteres Mal nur mit Trippelschrittchen voran, obwohl grosse Sprünge nötig wären. Überraschend ist dies nicht, aber es bürdet allen noch mehr Verantwortung auf, stattdessen das Nötige zu tun: Unternehmen, Gemeinden, jeder und jedem von uns.