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Unruheprovinz Belutschistan Terroranschläge in Pakistan häufen sich

Über 800 Menschen sind allein 2024 getötet worden, fast ein Viertel mehr als im Vorjahr. Für viele Anschläge ist die Befreiungsarmee aus Belutschistan verantwortlich.

Die Befreiungsarmee von Belutschistan, die auch den Jaffar-Express entführt hat, ist seit mehr als 20 Jahren aktiv. Pakistan stuft die Belochistan Liberation Army (BLA) als Terrororganisation ein. Es ist nicht die einzige, aber eine der gefährlichsten im Land.

Belutschistan ist eine Provinz im Südwesten des Landes an der Grenze zum Iran und zu Afghanistan. Die Provinz ist gross und reich an Öl und anderen Bodenschätzen, aber die Bevölkerung ist arm.

Sarg.
Legende: Beim Überfall mit Geiselnahme auf den Jaffar-Express auf der Fahrt von Quetta nach Peschawar gab es viele Tote. Die Armee sprach nach der über dreissigstündigen Befreiungsaktion von 21 toten Passagieren und vier toten Soldaten sowie rund 35 getöteten Terroristen. Im Bild die Beisetzung eines Zugpolizisten am 13. März 2025 in der Stadt Sibi. Keystone/EPA/Sami Khan

Die Befreiungsarmee BLA wirft der Regierung vor, der Bevölkerung ihren fairen Anteil an den Bodenschätzen zu verweigern und fordert eine Abspaltung Belutschistans von Pakistan. Mit immer neuen Terroranschlägen, bevorzugt auf Soldaten, versucht sie, Druck auf den Staat zu machen. Auch im entführten Zug sassen vor allem Angehörige der Armee.

Der Staat reagiert routiniert mit Härte. Mithilfe von Armee und Geheimdiensten versuchen wechselnde Regierungen seit Jahrzehnten, die Unruheprovinz ruhigzustellen – mit mässigem Erfolg.

Schwere Vorwürfe gegen die Regierung

Laut Menschenrechtsorganisationen hat Pakistan seit den 1970er-Jahren tausende Menschen in Belutschistan willkürlich töten oder verschwinden lassen. In vielen Fällen werden Angehörigen über das Schicksal ihrer Männer, Kinder oder Väter über Jahre im Unklaren gelassen.

Immer wieder blockieren Angehörige aus Protest die Strassen und demonstrieren. Aktivistinnen und Aktivisten warnen, dass die staatliche Gewalt den Konflikt erst recht anheize und die Region noch instabiler mache.

Der Konflikt zwischen Pakistan und der Provinz Belutschistan existiert seit Jahrzehnten. Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte die jüngste Attacke als feige und warf Afghanistan nicht zum ersten Mal vor, die Separatisten zu unterstützen. Das weist Afghanistan zurück.

Gegenseitige Schuldzuweisungen und immer neue Anschläge: Auch nach dieser Terrorattacke ist ein Ende der Gewaltspirale nicht in Sicht.

Rendez-vous, 13.07.2025, 12:20 Uhr

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