Was ist passiert? Am Dienstagabend hatte Iran militante Stützpunkte einer extremistischen Organisation in Pakistan attackiert und erklärt, diese stünden mit Israel in Verbindung. Schon in der Nacht auf Dienstag hatte Irans Revolutionsgarde (IRGC) auch Ziele im Nachbarland Irak und Syrien mit ballistischen Raketen angegriffen.
Wie reagierte Pakistan? Als Vergeltung griff Pakistan Ziele in Iran mit Raketen und Drohnen an. Die Angriffe in der Provinz Sistan und Belutschistan am Donnerstag hätten Extremisten gegolten, gab das pakistanische Aussenministerium bekannt. Der pakistanische Geheimdienst nannte Verstecke der Separatistengruppen Belutschische Befreiungsfront (BLF) und Befreiungsarmee Belutschistans als Ziel.
Gab es Opfer? Nach pakistanischen Angaben starben beim iranischen Beschuss zwei Kinder. Beim pakistanischen Angriff kamen laut der iranischen Nachrichtenagentur Irna in Iran insgesamt zehn Menschen, darunter vier Kinder, ums Leben. Dabei wurden vier Wohnhäuser zerstört. Bei den getöteten Menschen handelt es sich nach Angaben von Isna um pakistanische Staatsbürger.
Wie reagieren die beiden Länder auf diplomatischer Ebene? Die pakistanischen Streitkräfte seien «in extrem hoher Alarmbereitschaft», verlautete am Donnerstag aus ranghohen Sicherheitskreisen. Wegen der Spannungen bricht der geschäftsführende Ministerpräsident von Pakistan, Anwaar-ul-haq Kakar, seinen Besuch in Davos ab. Das Aussenministerium in Teheran verurteilte den Vergeltungsangriff Pakistans ebenfalls.
Was geschah davor? Die gegenseitigen Angriffe folgten auf jüngste positive Entwicklungen in den Beziehungen. Erst am Dienstag hatten sich Irans Aussenminister Hussein Amirabdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwaarul Haq Kakar beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos getroffen. Die Nachbarländer hielten gerade eine gemeinsame Marineübung ab. Die betroffene Belutschen-Miliz hat in der Vergangenheit iranische Sicherheitskräfte im Grenzgebiet angegriffen.
Welche Gruppe war das Ziel von Iran? Die Belutschische Befreiungsfront (BLF) strebt Unabhängigkeit für Pakistans westliche Provinz an. Sie begründen dies unter anderem damit, dass die Zentralregierung die reichen Gas- und Mineralienvorkommen in Belutschistan ungerechtfertigt ausbeute. Die BLF griff in der Vergangenheit häufig Gasprojekte, Infrastruktur und Sicherheitsposten an sowie verübte Anschläge in anderen Teilen Pakistans.
Wie bedeutend ist Belutschistan (Pakistan)? Belutschistan ist die grösste Provinz Pakistans nach Grösse, aber die kleinste nach der Einwohnerzahl. Die riesige Provinz mit rund 15 Millionen Einwohnern besteht grösstenteils aus trockenem Wüsten- und Gebirgsgebiet mit zahlreichen ungenutzten Bodenschätzen. Sie grenzt an die fast gleichnamige iranische Provinz Sistan-Belutschistan, wo Pakistan seine Angriffe durchführte, sowie an Afghanistan.
Welche Region ist in Iran betroffen? Die Provinz Sistan-Belutschistan mit ihrer Hauptstadt Sahedan liegt im Südosten Irans. Dort lebt die ethnische Minderheit der Belutschen, die der sunnitischen Ausrichtung des Islams angehören. Im Iran insgesamt herrscht die schiitische Glaubensrichtung vor. In der Vergangenheit gab es mehrfach Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Sahedan und der Provinz Sistan-Belutschistan. In Pakistan wiederum sind die Sunniten die vorherrschende Religionsgruppe und die Schiiten in der Minderheit.