Eigentlich sind die Meinungen zu Donald Trump gemacht. Was sollte dieses Urteil da politisch bewirken? Die meisten Wählerinnen und Wähler haben bereits entschieden, wo sie in Sachen Trump stehen.
Ein Teil verehrt ihn wie einen Sektenführer. Er hat ihm bereits früher vergeben und glaubt ihm auch jetzt. Ein anderer Teil würde salopp formuliert auch eine Büchse Pelati wählen, um Trump zu verhindern: Er verabscheut die Persönlichkeit Trump, seine frauenverachtenden Kommentare, seinen Versuch, die Demokratie zu schreddern.
Rechtliches Kuriosum
Nun hat ein Geschworenengericht entschieden, dass der ehemalige US-Präsident einen sexuellen Übergriff verübt hat. Der Prozess ist ein rechtliches Kuriosum: New York erlaubte Opfern sexueller Gewalt für eine begrenzte Zeit, an sich verjährte Vorwürfe vorzubringen. Allerdings in einem zivilen Prozess.
Auch sind die Anforderungen an die Beweise tiefer als in einem Strafprozess. Der Prozess beruhte auf Aussagen Klägerin und zusätzlicher Zeuginnen, im Prinzip auf der Glaubwürdigkeit der Beteiligten. Trump trat nicht auf vor der Jury. Nun muss er Millionen zahlen, dafür aber nicht ins Gefängnis.
Erst kürzlich angeklagt
Für die Trump-Anhänger ist es naheliegend, im Ex-Präsidenten einmal mehr das Opfer zu sehen, als das er sich darstellt. Im linken New York werde er von einer Frau beschuldigt, der es ums Geld ging und darum, ihn politisch zu erledigen, wie Trump sagte. Für die Trump-Hasser ist es ein weiterer Beweis für dessen niederträchtigen Charakter.
Erst kürzlich ist Trump in New York im Zusammenhang mit einer Schweigegeldzahlung an eine ehemalige Pornodarstellerin angeklagt worden. Danach haben sich die Reihen innerhalb der Republikaner eher geschlossen, er steht in Umfragen eher besser da. Das könnte diesmal ähnlich sein.
Kleine Gruppe entscheidend
Politisch entscheidend ist eine relativ kleine Gruppe von Wählerinnen und Wählern, deren Meinung nicht in Stein gemeisselt ist. Für sie ist dieses Urteil wohl nicht ausschlaggebend dafür, wem sie in über einem Jahr die Stimme geben werden. Auch laufen noch die Verfahren rund um den Sturm auf das Kapitol und Trumps mutmasslichen Versuch, die Wahl umzustürzen.
Möglicherweise ahnen wir noch gar nicht, was letztlich das grosse Thema dieser Präsidentschaftswahl sein wird. So ist die Bedeutung dieses Urteils eine andere: Im Nachgang der Me-too-Bewegung werden Aussagen von mutmasslichen Opfern stärker gewichtet. Und eine Jury stellt einstimmig fest, dass Donald Trump – der Mann, der einst prahlte, dass er Frauen einfach zwischen die Beine greifen könne – einen sexuellen Übergriff begangen hat.
Nun hat ein Geschworenengericht im Fall Carroll als glaubhaft beurteilt, was im Laufe der Jahre auch andere Frauen Donald Trump vorgeworfen haben.