Der Glockenturm des Rathauses im Zentrum von New Bern erinnert an den «Zytglogge» in Bern. Überall wehen Berner Fahnen. Das Stadtwappen von New Bern in North Carolina sieht dem Berner Wappen zum Verwechseln ähnlich.
Das ist kein Zufall, denn das Städtchen wurde vor über 300 Jahren vom Berner Christoph von Graffenried gegründet. Heute ist die Innenstadt fein säuberlich rausgeputzt. In den schmucken Häusern wohnen vor allem reiche Weisse. Sie betreiben meist Geschäfte und stimmen mehrheitlich republikanisch.
Den unbeliebten Trump wählen
«Ich habe nichts gegen Demokraten», sagt Jay Philipps, Geschäftsinhaber und Waffenliebhaber. «Doch sie glauben, dass es im Land unendlich viel Geld gibt, und sie besteuern die Menschen, um an noch mehr Geld zu kommen, damit sie es in andere Länder schicken oder in Sozialprogramme stecken können.»
Trump hat einen guten Geschäftssinn. Deshalb ist er Milliardär.
Philipps ist Jäger und besitzt über 100 verschiedene Modelle von Waffen. Für ihn ist klar: Sollte Donald Trump der republikanische Präsidentschaftskandidat werden, dann wählt er ihn. Auch wenn er ihn nicht besonders mag. Trump habe einen arroganten, schon fast narzisstischen Charakter. «Doch er hat einen guten Geschäftssinn. Deshalb ist er Milliardär.»
Biden zu gebrechlich?
Fünf Autominuten vom Stadtzentrum entfernt säumen Tankstellen, Imbissgeschäfte und Garagen den Strassenrand. In diesem traditionell schwarzen Viertel besitzt Ike Green eine kleine Autowerkstatt. Er wähle demokratisch, wie die meisten hier, sagt er, weil sich diese um die ärmeren Menschen kümmerten.
«Manchmal ist es schwierig, wenn das Geld fehlt für die Miete oder die Stromrechnung», sagt Green. «Ich habe gelernt, von Monat zu Monat zu überleben und ein bisschen etwas auf die Seite zu legen.»
New Bern stimmte 2020 knapp für Trump – wie der ganze Bundesstaat North Carolina. Green glaubt, die Demokraten hätten eine Chance, 2024 die gewinnbringenden Stimmen zu holen – «mit einer besseren Parteiführung». Joe Biden sei zu gebrechlich und die demokratische Parteispitze überaltert und realitätsfremd.
Schwarze und Weisse leben in New Bern mehrheitlich nebeneinander. Der einheimische Historiker Nelson McDaniel sieht darin vor allem sozioökonomische Gründe.
Schwarze Stimmen könnten entscheiden
Bei der Wahl in einem Jahr werde es eine sehr wichtige Rolle spielen, wie die Schwarzen stimmen werden, falls Biden und die Demokraten in North Carolina eine Chance haben wollten, ist McDaniel überzeugt.
Ausschlaggebend würden nicht in erster Linie bestimmte Wählergruppen sein, sondern unabhängige Wählerinnen und Wähler. Vieles deute dabei auf einen engen Ausgang hin.
Ich wünschte, die Demokraten würden jemanden jüngeren als Joe Biden nominieren.
Und er persönlich? «Ich halte Donald Trump für den schlechtesten Präsidenten in der amerikanischen Geschichte.» Deshalb werde er sicher nicht für Trump stimmen. Allerdings: «Ich wünschte, die Demokraten würden jemanden jüngeren als Joe Biden nominieren.» Biden sei einfach zu alt.
Wie den drei New-Bernern geht es vielen Amerikanerinnen und Amerikanern. So wirklich zufrieden mit den beiden aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten sind sie nicht. Und in Umfragen geht es weniger darum, ob Trump oder Biden beliebter ist, sondern eher, wer weniger unbeliebt ist.