Nach dem TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten, Präsident Joe Biden und Ex-Präsident Donald Trump, fielen die Reaktionen – gelinde formuliert – verhalten aus. Unterstützung kam von Altbekannten, während die Internetprominenz an beiden kein gutes Haar liess.
Von altersschwachen Memes bis zu «Grosser Gott!»
Wer in die Abgründe von Plattformen wie X abtaucht, findet keinen Gewinner der Debatte. Der amerikanische Youtuber Connor Franta postete nur wenige Worte, dafür ein aussagekräftiges Bild, welches den 81- und den 78-Jährigen in kein gutes Licht rückte.
Jon Stewart von der «Daily Show» blieb am Ende nur noch ein desillusioniertes Fazit: «Beide sollten leistungsstärkende Mittel nehmen.» Auf seinem privaten Account postete er noch den Hilferuf: «Help us Obi-Wan.»
Der auf X besonders umtriebige Autor Stephen King verschmähte die Debatte schon vorab: «Debattenabend in Amerika! Grosser Gott! Die Fernsehsender verpacken dies als Unterhaltung, wie einen Boxkampf – und verkaufen die Demokratie auf Teufel komm raus. Es ist eine Schande.»
Die bekannten Unterstützer aus der Politik
US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat die Leistung von Präsident Joe Biden erwartungsgemäss verteidigt. «Ja, da war ein holpriger Start, aber auch ein sehr starker Schluss», sagte Harris beim Fernsehsender CNN. Man habe einen Präsidenten erlebt, der einen starken Kontrast zu seinem Konkurrenten gezeichnet habe und Trump habe «wieder und wieder» gelogen. «Die Menschen können über den Stil diskutieren, aber am Ende muss diese Wahl von Substanz handeln», sagte Harris.
Viele Republikaner jubelten hingegen hämisch nach der Debatte. Auch der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat und Trump-Unterstützer Vivek Ramaswamy: «Wenn sich jemand zu Hause fragt, wer wird mich wieder stolz darauf machen, ein Amerikaner zu sein? Da hat Trump haushoch gewonnen, das war ein tolles Ergebnis.»
Etwas verhaltener klang es seitens Marco Rubio, dem republikanischen Senator von Florida. Er bezeichnete den ehemaligen Präsidenten zwar als den grossen Gewinner, sagte aber, dass «noch ein langer Weg vor uns liegt». Die Wahl werde sich nicht in einer Nacht entscheiden, sondern danach, was die meisten Amerikaner über die Inflation und ihre wirtschaftliche Sicherheit, die Grenze und die Sicherheit der USA inmitten mehrerer Kriege im Ausland denken.
Die «Weder noch»-Stimmen
Trump oder Biden? Einige setzten stattdessen auf ein drittes Pferd. Der Kandidat Robert Kennedy Junior, der Neffe des Ex-Präsidenten John Fitzgerald Kennedy, durfte zwar nicht an der Debatte teilnehmen. Er hatte unter anderem laut CNN-Bedingungen nicht genug Delegiertenstimmen gesammelt. Stattdessen hielt er kurzerhand eine Alternativdebatte ab. Elon Musk freut's: «Sehenswert», schrieb er auf der eigenen Plattform X.
Schauspieler Russell Brand positioniert sich als Biden-Kritiker. Er nahm die Debatte gleich zum Anlass, sich selbst zu filmen, eine Zigarre paffend und bissige Kommentare austeilend. Einer davon auch zu einer der skurrilsten Szenen: Trump und Biden stritten sich darum, wer besser im Golf spielen ist, um ihre Fitness zu beweisen.
Kurzum: Im Land der Superlativen kamen die beiden Kandidaten bei vielen höchstens unterdurchschnittlich an.