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US-Wahljahr 2024 Joe Bidens schlimmste Nacht

Joe Biden hatte sich viel vorgenommen: Er wollte die Amerikanerinnen und Amerikaner überzeugen, dass er mit seinen 81 Jahren entgegen der weitläufigen Meinung nicht zu alt sei für vier weitere Jahre im Weissen Haus. Nun – Biden hat versagt. Und zwar auf ganzer Linie. Wenn Biden etwas erreicht hat in dieser Nacht, dann, dass er viele zweifelnde Wählerinnen und Wähler in ihren Bedenken bestätigte, dass er zu alt sei.  

Bidens Stammeln und Demokraten in Panik

Biden wirkte von Beginn an fahrig. Er sprach viel zu schnell. Er verhaspelte sich. Und verlor schliesslich den Faden. Es wird jener kleine Ausschnitt aus den ersten Minuten der Debatte sein, als Biden eine Antwort ohne jeglichen Sinn abrupt mit den Worten «we finally beat Medicare» beendete, den seine Gegner jetzt genüsslich in den sozialen Medien rauf und herunterspielen werden. Und es wird – anders als sonst häufig – keinen irreführenden Eindruck verbreiten. Man könnte viele weitere Ausschnitte wählen. 

Die ersten Reaktionen aus den Reihen der Demokraten verraten Panik. Bidens Partei weiss, dass der Auftritt ihres Spitzenkandidaten nicht nur einfach schlecht war. Sondern sehr schlecht. Die zwei zentralen Fragen vor der Debatte hatten gelautet: Kann sich Donald Trump zurückhalten? Und: Kann Joe Biden die 90-minütige Debatte durchstehen. Die erste Frage kann mit «Ja» beantwortet werden. Die zweite mit «Nein». 

Bidens Angriffe liefen ins Leere

Amtsinhaber Biden, der älteste Präsident in der Geschichte der USA und der möglicherweise älteste Präsidentschaftskandidat (wenn er es denn bis zur Kandidatur schafft), hatte sich offensichtlich die Strategie zurechtgelegt, sein Gegenüber Trump so oft wie möglich anzugreifen und zu provozieren. Trump jedoch liess sich (fast) nicht provozieren, sondern blieb fast schon – präsidial. Und setzte genüsslich seine Nadelstiche. Ob diese inhaltlich nun der Wahrheit entsprachen oder nicht. Doch nach Bidens «we finally beat Medicare»-Antwort fasste er die Nacht ziemlich akkurat zusammen, als er über Biden sagte: «Ich weiss wirklich nicht, was er da gerade gemeint hat. Und ich glaube, er weiss es auch nicht.»

Pascal Weber

USA-Korrespondent

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Pascal Weber arbeitet seit 1999 für SRF. Als Redaktor und Produzent war er zunächst in der Sportredaktion tätig, danach bei «10vor10». Von 2010 bis 2021 war er als Korrespondent im Nahen Osten. Er lebte zuerst in Tel Aviv, dann lange Jahre in Kairo und Beirut. Nun arbeitet er für SRF in Washington.

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SRF News, 28.06.24, 6 Uhr

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