Der republikanische Politanalyst Mike Murphy wagt sich aufs Glatteis: Er sagt voraus, dass Kamala Harris die Präsidentschaftswahlen gewinnen werde. Die Demokratin erlebe ein Momentum.
Wenn Wahlkämpfe am letzten Wochenende an Dynamik gewännen, bleibe diese erfahrungsgemäss meist auch am Wahltag erhalten, ergänzt der langjährige Obama-Berater, David Axelrod, auf X.
Harris' Momentum
Eine energetische Kandidatin und das «Ground Game» seien entscheidend für eine erfolgreiche Präsidentschaftskandidatur, sagt Analyst John Heilemann. Mit dem «Ground Game» sind die vielen Helfer gemeint; in den Gemeinden, Städten, auf dem Land. Sie gehen von Tür zu Tür oder organisieren Events. Im Gegensatz zur Trump-Kandidatur sei das Harris-Lager sehr stark im «Ground Game». Donald Trump habe keine solche Bewegung.
Kamala Harris kann auf die Frauen zählen, die in dieser Wahl viel zahlreicher als die Männer an die Urne gehen. Dies ist ein Grund, weshalb Harris im bisher eher republikanisch dominierten Staat Iowa in den Umfragen kürzlich vorne lag. Nicht auf Umfragen, sondern auf die Stärke und Leistung der Partei im Weissen Haus stützt Allan Lichtman seine Prognose ab. Seit 40 Jahren sagt der Historiker die US-Präsidentschaftswahlen nach eigenen Angaben korrekt voraus. Bereits vor Monaten sah er Harris als Siegerin.
Trumps «Low Energy»
Die Stimmung im Trump-Lager habe sich verändert, bemerkten einige Experten, und das liege nicht an den halbleeren Stadien. Es sei der Kandidat selber. Der 78-Jährige wirke erschöpft, dies entziehe der Kampagne im Schlussspurt Energie.
Seine Siegesgewissheit ist ein ‹Bluff›.
Die Politexperten trauen ihm dennoch zu, dass er wichtige Swing States gewinnen kann. Doch so sicher, dass er all diese Staaten im Sack hat, sei er offenbar nicht. Am Wochenende trat er viermal in North Carolina auf. Diese Betriebsamkeit deutet für Murphy und Axelrod darauf hin, dass man sich im Trump-Lager sorgt, einige der Swing States an Harris zu verlieren. Die Siegesgewissheit von Trump nennt Chris Christie einen «Bluff». Er war Gouverneur von New Jersey.
Weisheit hat Grenzen
Die Experten betonen, dass ihre Aussagen auf Eindrücken und Beobachtungen beruhten. Den Ausgang der Wahlen korrekt voraussagen könne niemand, weil die Umfragewerte der Kandidaten nah beieinander liegen.
Natürlich könne Donald Trump auch gewinnen. Falls nicht, befürchtet der gescheiterte Präsidentschaftskandidat Chris Christie Unruhen, aber nicht in demselben Ausmass wie vor vier Jahren. Weil Joe Biden im Weissen Haus das Sagen hat – noch. Im Gegensatz zum Vorgänger werde der aktuelle Präsident die nötigen Vorkehrungen treffen, damit das Land nicht erneut ins Chaos stürze.