Für China ist entscheidend, wer im Weissen Haus sitzt. Denn der US-Präsident bestimmt die Aussenpolitik und damit auch den Tonfall gegenüber der Volksrepublik. Wen also würde Peking bevorzugen? Kamala Harris oder Donald Trump?
Die kurze Antwort lautet: Es macht keinen Unterschied. Beide Präsidentschaftskandidaten bereiten Peking Kopfzerbrechen. Die lange Antwort ist etwas komplizierter.
Egal wer gewinnt, für China ändert sich wenig
Offiziell unterstützt die chinesische Regierung weder die Demokratin Kamala Harris noch den Republikaner Donald Trump. Auf Fragen von Journalisten zu den US-Wahlen antwortet das Aussenministerium stets gleich: «Das ist eine Angelegenheit der USA und kommentieren wir nicht.»
Shao Yuqun arbeitet für das regierungsnahe Institut für Internationale Studien in Schanghai. Laut der Politologin hat Peking selbst inoffiziell keinen klaren Favoriten: «Egal wer gewählt wird, die strategischen Ziele der USA gegenüber China werden sich nicht wesentlich ändern.» Die US-Regierung sehe sich im Wettbewerb mit China und wolle diesen Wettbewerb gewinnen.
Trump und Harris wollen Exportkontrollen
So hat der frühere Präsident Donald Trump während seiner Amtszeit einen Handelskrieg mit China angezettelt. «Wir haben China auf allen Ebenen geschlagen», drohte er in seiner Nominierungsrede. «China weiss das. Und wir werden es wieder tun.» Im Falle einer Wiederwahl verspricht Donald Trump hohe Zölle auf alle chinesischen Importe.
Aber auch Gegnerin Kamala Harris äusserte sich am Parteitag der Demokraten kämpferisch: «Die USA, und nicht China, werden das Rennen um das 21. Jahrhundert gewinnen.» Als Vizepräsidentin unter Joe Biden dürfte Kamala Harris dessen strenge Chinapolitik weiterführen. Dazu zählen etwa die Exportkontrollen bei Hochleistungschips.
Vize-Kandidat Tim Walz ist China-Kenner
Kamala Harris ist in China erst wenig bekannt. Sie hat den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping erst einmal kurz am Rande einer Thailand-Reise getroffen. In China selbst war sie noch nie. Dafür gilt ihr Vize-Kandidat als China-Kenner. Tim Walz hat in China Englisch unterrichtet und hat das Land rund dreissigmal besucht.
Trotzdem ist auch Tim Walz für Peking kein Traumkandidat. Er hat in der Vergangenheit wiederholt die chinesische Regierung und ihren Umgang mit den Menschenrechten kritisiert. Das kommt laut Politologin Shao Yuqun in Peking nicht gut an: «Nur weil er oft in China war, heisst das noch lange nicht, dass er China wirklich kennt. In vielen Fragen sind seine Ansichten zu China sehr amerikanisch.»
Wer auch immer gewinnt: Für Peking wird es so oder so ungemütlich. Denn sowohl Donald Trump als auch Kamala Harris sehen die Volksrepublik als Rivalin.