Im US-Wahlkampf fällt Trump immer wieder mit falschen Anschuldigungen gegen Migrantinnen und Migranten auf. Eine davon schaffte es gar in das TV-Duell von Harris und Trump: Trump behauptete, Migranten sollen in Springfield Katzen und Hunde gestohlen und gegessen haben. Dafür gibt es keine Beweise, wie auch die Stadtveraltung von Springfield versichert. Es gebe «keine glaubwürdigen Berichte», dass so etwas geschehen sei, erklärte sie etwa gegenüber der BBC.
Dass die Geschichte an den Haaren herbeigezogen sei, scheine in der «alternativen Welt» von Trump und seinen Anhängern aber keine Rolle zu spielen, sagt der Politologe Thomas Jäger.
SRF News: Aussagen wie «sie essen unsere Katzen» machen aktuell im Wahlkampf die Runde und sorgen für Empörung. Welchen Effekt erhofft sich Trump davon?
Thomas Jäger: Von seiner ersten Bewerbungsrede als Kandidat vor der Wahl 2016 an ist die Stigmatisierung der Migranten ein kontinuierliches Thema von Trump. Er bezeichnet sie pauschal als Kriminelle, die den amerikanischen Bürgern ihre Sicherheit und ihren Wohlstand nehmen. Um den Zorn auf Migranten aufrechtzuerhalten, muss Trump immer stärkere Bilder und Sprüche benutzen, weil sie sich mit der Zeit eingeschliffen haben.
Der Vorwurf, dass Migranten Haustiere essen, ist ein weiterer Schritt in der Stigmatisierung von Migranten. Haustiere sind in den Medien stets positiv besetzt und das Bild, dass Fremde das eigene Haustier stehlen, um es zu verspeisen, sitzt jetzt schon in den Köpfen vieler. Dass es faktisch nicht stimmt, ist dafür unerheblich.
Bilder wirken drastischer als Texte, starke Bilder schlagen jedes Argument.
Trump, als Meister des Politmarketings, hat wieder ein Bild in die Köpfe seiner Anhänger gesetzt und vielleicht geht es darüber hinaus. Es ist ein weiterer Baustein, um die Echokammer um Trumps «alternative Welt», in der er die Wahlen gewonnen hat und politisch verfolgt wird, abzuschotten, eine Echokammer, die inzwischen ein Sozialisationsraum für seine Anhänger ist.
Welche Rolle spielt Rassismus im aktuellen Wahlkampf?
Trump hat stets mit rassistischen Vorurteilen gespielt, während er gleichzeitig um die Stimmen der Afroamerikaner und Latinos warb. Das geht bei ihm Hand in Hand. Auch seine Gegenkandidatin versuchte er, entsprechend zu zeichnen. Auch wenn er sagt, dass ihn die Herkunft nicht interessiere, so spielt er kurz darauf wieder mit den rassistischen Vorurteilen seiner Anhänger. Dieses Vorgehen war für Trump immer bezeichnend.
Die Katzenmemes werden auch rege auf Social Media verbreitet. Will man damit vor allem die Aufmerksamkeit der jungen Wählerschaft bekommen?
Die Katze als Bild im Wahlkampf kam ja schon mit der Bezeichnung «kinderlose Katzenfrauen» von J.D. Vance auf. Auch Taylor Swift nutzte eine Katze, als sie die Unterstützung für Harris ankündigte, und bezeichnete sich als kinderlose Katzenfrau. Taylor Swift hat auf die Mobilisierung der jungen Wählerschaft einen so grossen Einfluss, sodass es für die Trump-Kampagne schwierig wird, dagegenzuhalten.
Doch entwickelt sich aus den Informationsräumen sozialer Medien die Mobilisierung zur Wahl, je jünger, desto stärker. Bilder wirken drastischer als Texte, starke Bilder schlagen jedes Argument. Deshalb geht es darum, starke Bilder zu verbreiten.
Das Interview führte Evelyne Schlauri.